Dieser Beitrag wurde am 14. Mai 2018 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

Alle Jahre wieder begeben sich neben den Wanderern auch wir Läufer in den schönen Westerwald. Dieses Jahr war es bereits meine vierte Teilnahme an der in Läuferkreisen liebevoll „Familientreffen“ genannten Veranstaltung, dem Westerwaldlauf. Zumindest hier in der Region gehört der Westerwaldlauf an Vatertag als fester Termin in den Kalender.

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Westerwaldlauf – Wo alles begann.

Im Westerwald war es auch, als ich 2013 meinen ersten offziellen Ultralauf gefinished habe. Damals noch mit Wertung in der DUV Statistikdatenbank, trotz fehlender offizieller Zeitmessung. Das ist nämlich eine der Besonderheiten beim Westerwaldlauf, hier gibt es keinen Druck und keine Zeitmessung. Gestartet werden kann ab 05:00 und wer bis 19:00 im Ziel ist, kommt in die Wertung. Der Start der Läufer ist zwar offiziell etwas später, nämlich erst um 08:00, aber wer früher starten will der darf das gerne tun. Startnummer? Fehlanzeige! Voranmeldung? Muss nicht sein! Man kommt morgens bis 15 Minuten vor dem Start ans Freibad in Rengsdorf, legt seine 15€ Läuferstartgebühr auf den Tisch, bekommt eine Streckenkarte aus Papier und eine Stempelkarte in die Hand gedrückt und gut. Wie in den letzten Jahren auch, gab es verschiedenen Streckenlänge zur Auswahl die immer so in etwa 11, 20, 32 und 50 km lang waren. Welche Distanz man laufen will, entscheidet man unterwegs auf der Strecke bzw. an jeder Wegteilung.

Der Start an sich ist dann ebenso zwanglos, gegen kurz vor 08:00 treffen sich die Läufer vor dem Startbogen und lauschen der kurzen Ansage aus dem Orga Team. Irgendwann heißt es dann „ach wisster was? Lauf einfach los, viel Spaß!“

In diesem Jahr stand also meine vierte Teilnahme beim 19. internationalen Westerwaldlauf über 50 km an, der Volkswandertag findet bereits in der 49. Auflage statt. Wenn das mal eine Traditionsveranstaltungen sind!

Ankunft in Rengsdorf

Schon bei der Einfahrt zum Parkplatz, sah ich die ersten bekannten Gesichter. Karen stand dort und unterhielt sich mit einem Bekannten, gab ihm Streckentipps. Der Westerwaldlauf findet ja quasi in ihrem Wohnzimmer statt. Karen (und Thorsten) findet man quasi bei jeder Veranstaltung die auch nur annähernd etwas mit Waldlauf und / oder langen Kanten zu tun hat. Schaut man sich deren DUV Statistiken mal an, findet man dort so Kaliber wie den JuNUt oder den WiBoLT.

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Thorsten traf ich dann einige Meter weiter, im Freibad wo er mit den anderen vertrauten Gesichtern (Ingo, Björn, Rene, Thomas, Christoph, Birger…) rum stand und fachsimpelte. Alle aufzuzählen wird schwer, würde ich doch nur mit Sicherheit jemanden vergessen. Unterm Strich waren quasi „alle“ aus der Gegend an dem Tag im Westerwald.

Ich bezahlte also meine Startgebühr, grüßte kurz in die Runde und ging zurück zum Auto um meinen Kram zu holen. Das Wetter war für diesen Tag eher wechselhaft und regnerisch gemeldet und so zog ich meine neue Windshell an und packte die wasserdichte Ultrashell in den Rucksack. Es ist echt selten, dass ich gleich zwei Jacken mit mir rumschleppe unterm Strich war ich aber froh um beide.

Das Briefing

Gegen kurz vor 08:00 begaben wir uns also zum Start und lauschten beim Streckenbriefing den Worten der Orga. In diesem Jahr ging es sowohl über den Saynsteig und durchs Brexbachtal, als auch am Neuwieder Zoo vorbei. Etwas schmunzeln musste ich bei dem Hinweis, dass das Team welches am Tag zu vor ganze 10 Stunden damit zu gebracht hatte die Wege für uns zu markieren, auf der 32 km Strecke das Schild mit der 14 km Marke vergessen hatte. „Da wollten wir echt nicht noch mal los um das Schild aufzuhängen…ihr werde also darauf verzichten müssen“ Aber hey, dafür verlor eines der Fahrzeuge auf der 50 km Strecke dann mal eben ein Nummernschild, auf welches ein Finderlohn ausgeschrieben wurde.

Streiche 14 km Markierung, setzte amtlichen KFZ Kennzeichen. Auch nicht schlecht.

Der Start

Nach dem Ruf der Wäller (so werden die Westerwälder genannt), den ich unmöglich nachmachen kann, wurden wir auf die Strecke geschickt. Der Tross setzte sich langsam aber sicher in Bewegung. Alles ohne Hektik und die typischen Kämpfe um die vorderen Plätze um an der ersten Engstelle nicht warten zu müssen. Warum auch? Wir hatten ja bis 19:00 Zeit.

Ich hatte mir im Vorfeld ein wenig Gedanken gemacht, mit welcher Zielzeit ich denn wohl rechnen könnte. Das letzte Mal wirklich für mich und mit etwas Tempo, bin ich die Strecke 2014 gelaufen. Damals war ich nach 6:36:xx im Ziel und schon recht glücklich darüber, immerhin verteilen sich auf der 50 km Strecke immer so zwischen 1300 und 1500 Höhenmeter. Da die Strecke jedes Jahr etwas variiert, ist der Westerwaldlauf nie wirklich mit dem Vorjahr vergleichbar. Meine damalige Zielzeit war dennoch meine grobe Messlatte für dieses Jahr. Sehr grob.

Ich lief also so locker im Feld mit und traf noch vor dem ersten VP bei km 7 auf Tom und Christoph und schloss mich ihnen an. Alleine wollte ich nicht laufen und die beiden liefen ein angenehmes Tempo. Wenn auch zu Beginn etwas flott, so meinte meine Ambit App schon recht früh, dass wir auf Kurs 5:20 unterwegs seien. Was natürlich deutlich zu schnell war. Der Beginn der Strecke war aber eben auch gut laufbar und mit einigen flachen Waldautobahnen und asphaltierten Wegen bestückt. Im Höhenprofil sieht man das so einigermaßen, dürfte so ab km 7 – 18 gewesen sein.

Die Strecke führte uns in Richtung Oberbieber und über den Parkplatz am Stausee „Schwanenteich“ und weiter nach Neuwied, direkt am Zoo vorbei. Zu dem Zeitpunkt regnete es bereits recht heftig und wir drei waren in Begleitung einer „Mitläuferin“ deren Namen ich leider nicht auf dem Schirm habe. Asche auf mein Haupt.

Wir hatten ebenfalls noch zwei weitere Läufer die uns mit Sicherheit 6 oder 7 Mal überholt haben auf der Strecke, wir scherzten sogar, dass sie sich jedes Mal verlaufen hätten oder wir einfach nur die Abkürzungen kennen und uns so wieder vor sie mogeln würden. In Wahrheit holten wir sie an den VPs immer wieder ein und waren einfach immer etwas schneller wieder auf der Strecke. So waren wir Sechs fast die einzigen Läufer auf der Strecke, jedenfalls gefühlt. Der Abstand nach vorne und hinten scheint also ein paar Minuten betragen zu haben. Mit Stand jetzt ist die Ergebnisliste aber auch noch nicht online. Mal schauen wo wir drei da am Schluss liegen werden.

Hinter Neuwied ging es dann in wunderschöne Brexbachtal, einigen dürfte dieser Name bekannt sein. Dort fand oder findet an Silvester die Thr33ky Brexplosion statt. An dieser Stelle entschuldige ich mich für die wenigen Bilder, aber es schüttete quasi 6 Stunden lang und ich vermied es mein Handy herauszuholen.

Isengard liegt im Westerwald.

ok…schlechter Wortwitz. Gemeint ist natürlich Isenburg. Isenburg liegt im Sayntal zwischen Bendorf und Dierdorf und hat einen echt schönen alten Ortskern, der definitiv einen Besuch wert ist. Isenburg fand bereits 1103 in den ersten Urkunden Erwähnung und war im Bessitz des damaligen Hochadels, den Herren von Ysenburg. Ich finde es immer wieder spannend durch solche alten Orte zu laufen oder zu gehen, haben die alten Gemäuer doch allerhand Dinge gesehen in all den Jahrhunderten.

Auf gehts zur zweiten Hälfte.

An den Regen hatten wir uns in der Zwischenzeit gewöhnt, die Temperaturen lagen so um die 13 Grad würde ich schätzen. Warm genug um trotz der Nässe nicht auszukühlen wenn man sich weiter bewegte. Wir hatten an den Verpflegungspunkten, die ca. alle 7 km auf uns warteten einen gewissen Ablauf. Stempelkarte rauskramen, stempeln lassen, Getränke auffüllen und eine Hand voll TUC Keke schnappen. Tom lief in der Zeit dann meiste schon weiter, während Christoph und ich uns noch etwas Zeit ließen.

Ich hatte mich vor dem Lauf dazu entschieden, mein Endurance Pack nur mit einer 500 ml Softflask zu bestücken und regelmäßig aufzufüllen. 500 ml sollten zwischen den VPs mehr als genug sein und zur Not hatte ich noch eine zweite, leere Flask im Rucksack. Meist kam ich aber mit den 500 ml aus und füllte mit Eistee nach. Mit der Strategie kam ich ganz gut klar und hatte meist an den VPs immer noch einen Rest in der Flask. Bei höheren Temperaturen hätte das aber wohl anders ausgesehen.

Tom lief wie erwähnt immer ein Stück vor, so das Christoph und ich ihm regelmäßig hinterher liefen. So hatte ich dann auch mal ein paar schnellere Kilometer auf der Uhr. Im Allgemeinen harmonierte die Gruppe recht gut in meinen Augen. Wir liefen entweder nebeneinander her oder wechselten uns in der „Führungsarbeit“ ab, so dass jeder mal sein Tempo laufen oder sich einfach ziehen lassen konnte. Hatten wir die ersten 10 Kilometer noch in 69 Minuten hinter uns gebracht, verlangsamten wir (oder die Höhenmeter) unser Tempo auf den weiteren 10 Kilometer Abschnitten auf 76 – 84 Minuten.  Ich weiß nicht wie es den anderen beiden so erging, aber ich hatte damit meine Wohlfühlreisegeschwindigkeit für den Tag gefunden.

Knapp nach der Marathondistanz wartete ein langer Downhill auf uns, dieser war zwar nicht schwer zu laufen, wurde aber dann auf Grund seiner Länge irgendwann dennoch anstrengend, zumindest für mich. Immerhin ging es ab dort knapp 4 km immer bergab, mal mehr oder weniger steil.

Der letzte Verpflegungspunkt kurz vor dem Ziel des Westerwaldlauf

Am letzten VP bei km 45 (oder so) bekam ich dann eine Unterhaltung zwischen einem Wanderer und einer freiwilligen Helferin am VP mit. Der Wandersmann beschwerte sich, dass sie als Wanderer für die Verpflegung würden zahlen müssen und ihm bei der Ausgabe der Stempelkarte etwas anderes gesagt wurde. Was hat der Kerl für 4,5€ pro Erwachsenen denn bitte erwartet? Ein All-you-can-eat-Buffet? Die Helferin meisterte die Situation aber gekonnt und freundlich nach dem Motto „lächeln und winken“.

Da stellt sich mir die Frage, warum ihn das erst am letzten VP so sehr beschäftigte und nicht schon zuvor, aber wahrscheinlich durften sich alle Helfer die Geschichte anhören. Ich nahm mir jedenfalls fast demonstrativ noch einen Schokoriegel, hatte ich mit meinen 15€ ja auch für bezahlt.

Generell kann man sich aber nicht über die Verpflegung beschweren, an den VPs gab es für uns Läufer immer neben der Getränke auch Bananen, Kekse und Müsliriegel. Ich muss zugeben, bei anderen Veranstaltungen ist das Angebot schon etwas vielfältiger und einfach „mehr“. Ob man das braucht und vor allem für das niedrige Startgeld auch erwartet, muss jeder für sich beantworten. Mir hat es all die Jahre mehr aus gereicht, ich schleppe eh immer noch eigene Verpflegung mit mir mit.

Mittlerweile hatte wir drei uns mehr oder weniger darauf geeinigt, dass eine Zielzeit von 06:30:xx ganz fein sein würde. Um genau zu sein hatten wir das schon recht früh getan und uns so immer wieder etwas eingebremst. Jetzt so kurz vor dem Ziel waren wir auf Kurs 6:18:xx, was gute 18 Minuten schneller war, als ich mir zum Ziel gemacht hatte. So versuchte ich immer wieder etwas mehr Tempo zu machen, auch wenn es die letzten 4 Kilometer nur bergauf ging. Eigentlich nicht viel, aber zu viel um angenehm zu laufen und zu wenig um ohne „schlechtes Gewissen“ zu gehen. Wir legten die restlichen Kilometer in einer Art überschlagendes Vorgehen zurück und ich hatte das Gefühl, dass wir uns so gegenseitig in Richtung Ziel zogen. Wir passierten jetzt auch immer wieder größere Wandergruppen, die oftmals sogar applaudierten. Verrückt.

Mein Uhr stoppte ich nach 6:19:33, was einem Schnitt von 7:35 min/km brutto entspricht. Gar nicht mal so übel, will ich meinen.

Im Ziel traf ich dann zu meiner Freude dann auch noch Anika und Vierbeiner Juno, wir hatten im Vorfeld des Laufes ein wenig gechattet da sie wohl durch mich auf den Lauf aufmerksam geworden war. Die beiden waren eine Stunde vor uns gestartet um nicht in der Mittagshitze (haha) laufen zu müssen. So hatten sie sich wenigsten eine Stunde Regen gespart.

Fazit

Wie immer ein toller Lauf mit freundlichen und gut gelaunten Helfern. Bei einem halben Tag Regenwetter nicht so einfach, trotzdem gut gelaunt am VP zu stehen. Danke hierfür.

Etwas schade fand ich, dass in diesem Jahr das Starterfeld wohl gesamt etwas kleiner war. Ich hoffe es lag nur am Wetter.

Die Strecke war sehr schön und hatte im Dauerregen ihren ganz eigenen Charm, nasse grüne Wälder mag ich irgendwie und die Streckenauswahl ist dem Orga Team sehr gut gelungen.

Mit meiner Zeit bin ich mehr als zufrieden, ich hätte nicht gedacht, dass ich im Grunde ohne lange Läufe so problemlos durchkommen würde. Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass wenn ich jemanden gefunden hätte der etwas schneller gelaufen wäre, ich auch das geschafft hätte. Alleine mehr Tempo machen, hätte ich wohl nicht hinbekommen. Bis auf so die typischen ein oder zwei Phasen liefen sich die 50 km wunderbar leicht und unsere Gruppe hat gut harmonisiert und hat mit dafür gesorgt, dass die 6 Stunden gefühlt sehr schnell rum waren.

Der Lauf auf runalyze.de 

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4 Gedanken zu „Der Westerwaldlauf 2018 – Vatertagstradition ohne Bollerwagen.“

  1. Auf jeden Fall ist er jedes Himmelfahrt einen Besuch wert, da ja immer wieder anders, und wenn im 6.Jahr vielleicht wieder dasselbe anstünde wird ggf. einfach die Laufrichtung gedreht
    Schön beschrieben, gut gemacht, liebe Grüße von einer, die sich auf dem BriefingZuhöreFoto wiederfand, aber nach dem „HoiWäller“ nach KrankheitsWiedereinstieg diesmal leider erst wieder die 20er laufen konnte. Die waren dafür trocken und die ratze danach freiwillig nass im herrlichen Schwimmbad (NOCH ein Grund immer zu kommen, siehe Blog „Dem Himmel so nah“ und andere)!

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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