Dieser Beitrag wurde am 17. Juli 2016 veröffentlicht und zuletzt am 22. Januar 2022 von Sascha aktualisiert
Wie verhalte ich mich bei Gewitter richtig und sicher?
Wer wie ich oft und gerne im Wald läuft, der kommt auch schon mal in den „Genuss“ eines Gewitters währenddessen. Lange habe ich mich gefragt wie ich mich den nun korrekt verhalten soll wenn ich mitten im Wald zwischen hohen Bäumen stehe. Es gibt zum Teil widersprüchliche Aussagen und Bauernregeln.
Grade jetzt im Sommer kann es auch in den Mittelgebirgen innerhalb kürzester Zeit zu echt heftigen Unwettern mit Blitzschlag kommen. Sommerzeit ist eben auch Gewitterzeit. So willkommen die Abkühlung auch grundsätzlich sein mag, wenn wir mitten auf dem Trail stehen und es nicht mehr sicher hach Hause schaffen können wir das dann eigentlich selten wirklich brauchen.
5 Verhaltensregeln bei Gewitter im Wald!
1. Stelle dich nie unter einen Baum!
Entgegen der landläufigen Meinung, schlagen Blitze nicht immer in den höchsten Punkt in der Umgebung ein. Blitze schlagen dort ein, wo sie eben einschlagen. Wenn sie aber dann irgendwo einschlagen, dann dort immer am höchsten Punkt. Klingt verwirrend? Ein Blitz wird tendenziell eher in der Baumkrone als unten am Stamm einschlagen, oder aber in den Wanderer der 50 Meter neben dem Baum steht. Merke dir einfach, dass dich auch die Anwesenheit eine hohen Gebäudes oder Baumes in der einer Nähe nicht davor schützt selbst vom Blitz getroffen zu werden. Denn auch du bist unter Umständen schnell der „höchste“ Punkt im Gelände! Weisheiten wie „Buchen sollst du suchen, vor Eichen weichen“ sollte man nicht vertrauen und besser keinen der beiden Bäume aufsuchen, denn dem Blitz ist es egal wo er einschlägt.
Eine weitere Gefahr die dir droht, wenn du Schutz unter einem Baum suchst, sind herabfallende Äste.
2. Suche Schutz in einer Hütte!
Auf vielen Wanderwegen in den Mittelgebirgen findet man regelmäßig Schutz- oder Grillhütten, in den Alpen sowieso. Laufe oder wandere aufmerksam auf dem Trail und versuche dir zu merken wo die nächste Hütte steht dass du im Notfall abschätzen kannst ob du zurück laufen kannst um sicher zu sein. Sollte keine Hütte / Höhle vorhanden sein gilt der nächste Punkt.
3. Suche Schutz in Senken und Gruben!
Prio 1 bei Gewitter im Wald mit Blitzschlag hat es, dass du versuchst möglichst nahe an den Boden zu kommen. Hocke dich dazu mit eng stehenden Füßen ab und halte die Arme möglichst dich an den Körper, so reduzierst du die „Angriffsfläche“. Nach Möglichkeit hockst du dich auf eine Gummiunterlage, bzw. Gummisohlen der Schuhe tun es auch. Gummi isoliert. Achte darauf dass die Gruben nicht zu klein sind, sprich meide Wassergräben oder Traktorspuren. Blitze verteile sich nach dem Einschlag nahe der Bodenoberfläche, der sie an Höhleneingängen und engen Mulden gegebenenfalls nicht folgen können. Dann springt ein Sekundärblitz über, der dich treffen kann.
4. Vermeide Aufenthalte im Freien!
Nunja… wer auf seinem langen Lauf überrascht wird kann daran ja erstmal nichts mehr ändern. Solltest du in der Natur sein, vermeide es auf Höhenzügen und Gipfel unterwegs zu sein und suche den nächsten Unterstand auf. Idealerweise sind dass Hütten oder sogar Fahrzeuge wie Autos etc. Ein Motorrad zählt nicht ;) Stichwort „Faradayscher Käfig„
5. Beobachte das Wetter!
Auch das ist im Wald nicht immer einfach, denn oft sieht man durch das dichte Laubdach den Himmel einfach nicht. Nutze jede Möglichkeit unterwegs den Himmel zu beobachten und achte auf Gewitterwolken und Donnergrollen. Nutze für dem Lauf den Wetterdienst und erkundige dich wie hoch das Gewitterrisiko für deine Gegend ist. Im Zweifelsfall fällt halt mal ein Lauf aus.
Schätze die Entfernung des Gewitters ab in dem du die Sekunden zwischen dem Blitz und Donner zählst. Die Schallgeschwindigkeit (Donner) beträgt in etwas 340 m/s. Sprich durch wiederholtes Zählen der Differenz kannst du berechnen ob sich das Gewitter auf dich zu bewegt oder entfernt. Mit jeder Sekunde die sich der Abstand zwischen Blitz und Donner verändert, änderst dich auch die Entfernung des Gewitters zu dir. Bei Differenzen unter 3 Sekunden (ca. 1 km) ist mit einem Einschlag in deiner unmittelbaren Nähe zu rechnen und du solltest schleunigst Schutz suchen oder es schon getan haben.
Weitere Gefahren bei Gewitter im Wald und Starkregen
Bei Unwetter geht die Gefahr nicht nur von Blitzeinschlägen aus sondern auch von herabfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen. Suche dir Waldbestände mit möglichst jungen und gesunden Bäumen da dort das Risiko geringer ist dass die entwurzelt werden können oder große Äste abbrechen. Hier kann man eine grobe Unterscheidung zwischen Laub- und Nadelbäumen treffen. In der Regel haben Laubbäume mehr dürre und starre Äste als Nadelbäume, die Wahrscheinlichkeit dass einer davon herunterfällt ist höher als bei Nadelbäumen. Dafür fallen Nadelbäume leichter durch Windschlag. Wie dem auch sei, der Wald ist und bleibt nicht ungefährlich bei Unwettern.
Eine weitere Gefahr stellen große Wassermassen dar die Erdrutsche doer Überschwemmungen hervorrufen können. Das Wasser kann besonders in Höhlen schnell zur Gefahr werden und euch den Weg zum Ausgang versperren oder an Hängen dazu führen dass sich Matsch- und Gerölllawinen bilden. Was Gerölllawinen so anrichten können, hat man ja Ende Mai / Anfang Juni leider mal wieder gesehen.
Ich hoffe ihr behaltet diesen Artikel im Kopf und könnt euch an die Tipps erinnern wenn ihr das nächste Mal im Wald steht und es anfängt zu grollen.
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Quellen:
Beitragsbild von Ziemor in der Wikipedia auf Polnisch, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4261387
Wenn ich im Wald bin…
wie soll ich mich da „nie unter einen Baum stellen“ ???
„… Blitze schlagen immer in den höchsten Punkt in der Umgebung ein“
folglich müsste ich mich doch unter „kleine Bäume“ stellen !!!
Hallo,
im Wald wird es natürlich sehr schwer sich nicht unter einen Baum zu stellen, da hast du Recht. Aus dem Grund sollte man schaue, dass man schleunigst irgendwo einen Unterstand findet. Der Blitz schlägt zwar wohl immer im höchsten Punkt ein, allerdings nicht im höchsten Objekt in der Gegend. Er schlägt also immer am höchsten Punkt eines Baumes oder Gebäudes, aber nicht im höchsten Baum an sich ein. Da werde ich die Passage noch mal genauer formulieren müssen.
Gruß
Sascha