Dieser Beitrag wurde am 18. Mai 2016 veröffentlicht und zuletzt am 18. Juli 2023 von Sascha aktualisiert
Wir alle kennen sie denke ich, die kleinen Spinnentiere, die wir nach unseren Läufen in der Natur entweder von uns selber oder unserem Vierbeiner absammeln müssen. Die Rede ist von Zecken. Ich will hier heute gar nicht auf die einzelnen Arten eingehen, da es für mich in der Praxis keinen großen Unterschied macht, welcher Geselle sich da nun in meine Haut gebohrt hat.
Wann sind Zecken aktiv?
Die Zeckensaison geht grob von März bis November, je nach Außentemperaturen. Einen Winterschlaf halten Zecken nicht wirklich, sie verfallen ab niedrigen einstelligen Temperaturen in eine Art Kältestarre und verkriechen sich in feuchte und schützende Laubschichten. Wird es zwischendurch dann mal wieder kurzzeitig wärmer, werden die Tiere dann auch aktiver. Sicherheit gibt es also nur in Zeiten mit Dauerfrost. Andersherum heißt das aber auch, dass auch in milden Wintern die Gefahr von Zecken gestochen zu werden, weiter bestehen bleibt.
In besonders heißen und trockenen Sommermonaten ist die Aktivität von Zecken ebenfalls eingeschränkt, da die Tiere eine gewisse Feuchtigkeit zum Überleben benötigen.
Wo findet man Zecken?
Grundsätzlich kann man sagen, dass Zecken überall dort zu finden sind, wo die Vegetation stark und wildwüchsig ist. Zecken lassen sich allerdings nicht wie oftmals behauptet von Bäumen auf ihre Wirte fallen, sondern fahren quasi per Anhalter und warten auf Sträuchern, Büschen und Gräser (bis etwa 60 cm über dem Boden, selten auch bis 1,5 m) dass man sie abstreift. Zecken findet man mit ein paar Ausnahmen bundesweit in mehr oder weniger starken Populationen. Selbst in Höhenlage bis 1500 m muss mit Zecken gerechnet werden.
Laut einer aktuellen Studie, von der ich in der aktuellen Episode des Podcast Minkorrekt gehört habe, gibt es Hinweise darauf, dass Zecken durch eine passive elektrostatische Anziehung regelrecht auf ihre Wirte katapultiert werden. Es scheint, dass elektrische Felder die Zecken in die Luft heben und sie somit auf unsere Körper gelangen.
Quelle: Podcast Minkorrekt, basierend auf Informationen von https://www.scinexx.de/news/biowissen/zecken-fliegen-auf-uns/
Wer kommt als Wirt infrage?
Die typischen Wirtstiere der Zecken sind kleine Säuger wie z.B. Mäuse, Spitzmäuse, Vögel, Igel und Eichhörnchen. In Gebieten mit einer großen Wirtstierpopulation ist demnach auch mit vielen Zecken zu rechnen. Hier in der Gegend trifft das im Grunde auf jedes Waldstück und jeden Waldrand zu. Auch kleine und mittelgroße Säugetiere wie Füchse, Rehe, Hasen und Hirsche oder Hunde werden gerne als Wirte angenommen. Streift ein Mensch die Warteplätze der Zecken, wird auch der gerne genommen.
Wie vermeide ich Zeckenstiche?
Es gibt keine 100 % Sicherheit im Hinblick auf Zeckenstichvermeidung. So viel muss man klar sagen. Es gibt allerdings ein paar Tipps, die man einhalten sollte, um das Risiko zu verringern. Nicht alle ergeben für uns als Läufer auch Sinn.
- Trage helle Kleidung – du siehst die Zecken einfach besser
- Trage eng anliegende Kleidung und vermeide freie Hautstellen
- Nutze Zeckenschutzmittel und trage sie auf die Haut auf, es gibt auch viele Hausmittel wie Kokosöl / -fett die Zecken nicht ausstehen können
- Verlasse keine ausgetretene Wege und Pfade
- Meide den Kontakt mit Gräsern und Büschen etc.
- Suche dich und deinen Laufpartner regelmäßig nach Zecken ab und entferne sie
- Kontrolliere nach dem Lauf deine Bekleidung und Ausrüstung auf Zecken
- Deponiere, Ausrüstung und Bekleidung, sodass die Zecken davon nicht direkt auf Mensch und Tier abwandern können. (Hänge sie in den Garten und schüttele sie kräftig aus)
- Halte deine Haare an Armen und Beinen kurz, an glatter Haut können sich Zecken schlechter festhalten
- Gehe nach dem Laufen oder dem Spaziergang direkt duschen, um Zecken, die sich noch nicht fest gebissen haben, besser zu finden und absammeln / spülen zu können.
Was sollte ich nach einem Zeckenstich tun?
Nutze spezielle Pinzetten und Zangen zur Entfernung der Zecken. Dafür musst du das Tier am Kopf bzw. an den Mundwerkzeugen und so nah wie möglich an deiner Haut packen und kontrolliert herausziehen. Keinesfalls ruckartig ziehen, da du sonst die Zecke zerreißen könntest und Teile der Zecke in der Wunde verbleiben können. Sollte das passieren, gehst du am besten zum Arzt und lässt sie die entfernen.
Desinfiziere die Wunde / Einstichstelle danach mit einem Wunddesinfektionsmittel.
Bei Hunden oder sehr behaarten Läufern kann es Sinn ergeben, den Bereich um die Stichstelle vorher von den Haaren zu befreien. So kannst du besser „arbeiten“ und siehst mehr.
Beobachte die Stichstelle, mache ein Foto davon. Sollte die Zecke dich mit den Borellioseerregern infiziert haben, wirst du eine sogenannte Wanderröte beobachten können. Dabei bildet dich ein dünner roter Kreis um die Einstichstelle, der sich vergrößert und nach außen „wandert“.
von Wivi (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons
Wie gefährlich sind Zeckenstiche?
Grundsätzlich besteht fast immer das Risiko einer FSME oder Borreliose. Das kann man, denke ich, so platt ausdrücken. Zwar trägt lange nicht jede Zecke aus jeder Ecke dieser Republik die Erreger in sich und kann sie demnach auch nicht übertragen, aber ein gewisses Risiko besteht immer. Grade in den Risikogebieten sollte man meiner Meinung nach auf Nummer Sicher gehen.
Hier könnt ihr prüfen, ob euer Landkreis oder Laufrevier ein definiertes Risikogebiet ist oder nicht.
Gegen FSME (Viren) gibt es Impfungen, die einen gewissen Schutz bieten und den Körper immunisieren. Eine ursachliche Behandlung ist aktuell nicht möglich, da bisher keine Medikamente bekannt sind, die gegen die Viren helfen. Es können lediglich die Symptome behandelt werden. Mehr Informationen dazu gibt es bei eurem Hausarzt oder unter:
http://www.borreliose-infektionskrankheiten.de/was-ist-fsme/
Gegen die Borreliose (Bakterien) hilft leider im Vorfeld nichts, sie kann und sollte allerdings mit Antibiotika behandelt werden, da es sonst zu echten gesundheitlichen Probleme kommen kann. Wie ihr eine beginnende Borreliose erkennen könnt, erfahrt ihr auf:
http://www.borreliose-infektionskrankheiten.de/
Ich möchte hier keine medizinischen Informationen direkt geben, sondern verweise lieber auf Experten und euren Hausarzt.
Für Hunde und Katzen gilt übrigens dasselbe, auch eure Vierbeiner können und sollten gegen FSME geimpft werden.
Zeckenentfernung – Video von Zecken-Radar
Hausmittel gegen Zecken?
Es tauchen immer wieder Substanzen und Heilmittel auf, die angeblich gegen Zeckenbefall schützen können. Gesichert sind diese Erkenntnisse allerdings in den seltensten Fällen.
Schwarzkümmel gegen Zecken
Schwarzkümmel wird schon seit vielen Jahrhunderten als Heilmittel beim Menschen eingesetzt, es soll unter anderem antibakteriell, antiseptisch und antimykotisch wirken. Zudem wird ihm eine wurmhämmende Wirkung zugeschrieben. Der Barf-Blog hat sich mal die Mühe gemacht und sich durch einige Forschungsergebnisse gewühlt. Ihr Fazit ist, dass es keine nachgewiesene Wirkung in Sachen Zeckenprophylaxe zu geben scheint. Also hier tendenziell eher Finger weglassen und zu wirksamen Mitteln aus der Apotheke greifen.
Kokosöl gegen Zecken
Zecken sind laut Forschungsergebnissen der FU Berlin (Hilker, Kahl und Dautel) nicht gut auf Laurinsäure zu sprechen. In konkreten Labortests fühlten sich über 80 % der Zecken von 10 % Laurinsäure abgestoßen, sodass sie den Wirt verließen oder ihn erst gar nicht besiedelten. Hochwertiges Kokosöl enthält bis zu 60 % Laurinsäure.
Das Kokosöl wird einfach in entsprechender Menge auf den Hund / Mensch aufgetragen, am besten an den Stellen, die zeckenexponiert sind, sprich Arme, Beine, Pfoten etc. Die Wirkung soll bis zu 6 Stunden anhalten, vorausgesetzt, man badet in der Zeit nicht oder schwitzt so wie ich recht viel.
Die Ergebnisse sind hier zu finden. Leider ist das Paper nicht so einfach zugänglich.
Dautel, H., Kahl O., Siems, K., Oppenrieder, M., Müller-Kuhrt, L. & Hilker, M. (1999). A novel test system for the detection of tick repellents. Entomol. Exp. Appl. 91: 431-441.
Ihr habt noch Tipps und Anmerkungen zum Thema? Dann immer her damit, dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Durch meine Tätigkeit an der Diensthundeschule der Bundeswehr in früheren Jahren bin ich zwar recht häufig mit dem Thema Zecken in Berührung gekommen, aber allwissend bin ich natürlich auch nicht.