Verhaltenstipps für Läufer
Passend zum Beitrag „Verhaltenstipps für Hundebesitzer“ gibt es heute mal die andere Sicht, quasi das was ich mir als Hundehalter von euch, denen ohne Hund wünschen (und euch raten) würde.Hier folgen meine Verhaltenstipps für Läufer.
Kommt es zum Kontakt zwischen Hund und Läufer, dann bin in meinen Augen erstmal grundsätzlich ich als Hundehalter in der Pflicht die Situation so kontrolliert wie möglich ablaufen zu lassen. Immerhin habe ich als Hundehalter die potentielle „Gefahr“ im besten Fall an der Leine und nicht wild und unkontrolliert frei laufend.
Trotzdem gibt es eben Situationen in denen auch ich von Fußgänger, Radfahrern oder Läufern überrascht werde und unter Umständen nicht mehr rechtzeitig reagieren kann, egal wie aufmerksam ich bin. Grade Läufer und Radfahrer sind ja deutlich schneller als Fußgänger und kommen auch mal an den unmöglichsten Stellen einfach aus dem Unterholz oder schmalen Pfaden auf den eigentlichen Weg.
Tempo reduzieren.
Bitte lauft nach Möglichkeit nicht mit unverminderter Geschwindigkeit auf Hund uns Halter zu. Selbst wenn der Hund an der Leine ist, kann er sich dadurch bedrängt und im schlimmsten Fall bedroht fühlen. Das normale Verhalten eines Hundes der sich bedroht fühlt wird sein dass er euch anbellt. Bellen ist per se aber kein Zeichen von Aggression sondern schlicht und ergreifend Kommunikation. In dem Fall will euch der Vierbeiner ziemlich sicher sagen dass er euch gesehen hat und es nicht ganz so gut findet dass ihr auf ihn und seinen Zweibeiner zu stürmt. Das solltet ihr respektieren denn der Rad- oder Feldweg gehört eben weder dem Hundehalter noch euch alleine. Wir müssen ihn uns teilen.
Wartet bis der Hund unter Kontrolle ist.
Wenn ihr dann entweder langsamer gemacht habt oder ganz stehen geblieben seid, dann wartet bitte auch darauf dass der Hundehalter euch das Ok gebt. Warum? Ganz einfach deswegen, weil er nur dann sicherstellen kann dass er den Hund unter Kontrolle hat. Nicht immer kommen Hunde beim ersten Befehl zum Hundehalter, klar sollten sie das. In der Realität sieht es aber eher so aus dass abgesehen von Hunden aus dem Hundesport oder Diensthunde, sie sich eben doch auf dem Weg zum Herrchen noch mal durch irgendetwas ablenken lassen. Dann dauert es eben etwas länger bis der Hund beim Halter ist.
Manchmal will der Hundehalter aber in dieser Situation auch noch gleich ein gewisses Verhalten trainieren und benötigt dazu noch einen Moment bis er den Hund an der Leine und von euch abgelenkt oder von euch abgewandt hat. Das kostet euch zwar dann etwas Zeit, kommt euch aber im Endeffekt auch zu Gute. Und ganz ehrlich, wenn ich eine Qualitätseinheit ohne Unterbrechungen laufen will, dann suche ich mir eine Bahn auf der ich laufen kann. Im echten Leben draußen muss man ja eh ständig mit „Störern“ rechnen und die haben nicht immer vier Beine.
Hund und Herrchen langsam passieren.
Wenn der Hund dann an der Leine und unter Kontrolle ist, dann rennt bitte nicht sofort mit Vollgas wieder auf Hund und Halter los. Geht ein paar Schritte und lauft langsam wieder an. Hunde sind und bleiben Jäger und auch wenn sie mittlerweile schon eine Weile domestiziert sind, reagieren sie noch immer auf schnelle Bewegung der potentiellen Beute. Wenn ihr also direkt neben dem Hund wieder zum Sprint ansetzt kann es sein dass ihr wieder als potentielle Gefahr, Beute oder auch nur Spielkamerad wahrgenommen werdet. Viele Hunde werden in der Situation versuchen euch hinterher zu laufen, was dann in den Augen eines hundeunerfahrenen Menschen wieder so aussieht als wolle das Tier den Läufer angreifen.
Die Situation die im Grunde schon bereinigt und ohne Probleme beendet wurde, heizt sich so wieder unnötig auf. Viele Läufer berichten davon dass sie von Hunden in den Allerwertesten gebissen wurden, völlig unnötig.
Kommt nicht auf die Idee den Hund anfassen zu wollen.
Ich weiß es ist in aller Regel nicht böse gemeint wenn ihr Hunde anfassen / streicheln wollte wenn ihr an ihnen vorbei geht. Ihr solltet allerdings bedenken, dass ihr bis vor ein paar Sekunden noch ein fremder Mensch wart der mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zu gerannt seid. Jetzt seid ihr zwar deutlich langsamer, aber eben immer noch ein fremder Mensch und kein Freund. Solltet ihr jetzt nach dem Hund greifen kann das wieder als Angriff oder Provokation gewertet werden, das Resultat könnte sein dass ihr gebissen werdet.
Haltet Abstand.
Wann immer es euch möglich ist versucht bitte mehr als ein oder besser zwei Meter Abstand zu Hund und Halter zu halten, wenn ihr an ihnen vorbei lauft. Das gibt dem Hund die nötige Sicherheit wenn er sieht, dass ihr bewusst Abstand haltet, in der Tierwelt gilt ein direkter Kontakt bzw. eine direkte Annäherung immer als Provokation. Wenn Tiere deeskalieren wollen gehen sie auf Abstand und ignorieren sich. Tiere gehen in der Regel jedem Konflikt aus sprichwörtlich aus dem Weg.
Solltet ihr nicht in der Lage sein ausreichend Abstand zu halten, weil der Weg es einfach nicht hergibt dann schaut den Hund nicht an, geht an ihm vorbei und ignoriert ihn einfach.
Bedankt euch doch mal.
Ja, richtig gelesen. Ein kurzes „Danke“ hilft oft ungemein und tut gar nicht weh. Auch ich als Hundehalter bedanke mich wenn mir jemand Platz macht, wartet bis ich Bonni unter Kontrolle habe oder aber ich selber an einem Hundegespann vorbei muss und sich Hund und Halter „benommen“ haben. Mensch und Hund unterscheiden sich in der Hinsicht nicht so großartig, positive Bestätigung ist weitaus effektiver als zu schimpfen. Zeigt dem Gegenüber durch Lob und Freundlichkeit wie ihr gerne hättet dass er sich verhält. So funktioniert Hundeerziehung aber eben auch die Erziehung von wildfremden Menschen.
Der Klügere gibt nach!
Abschließend will ich noch anmerken dass es im Zweifelsfall erstmal um eure Sicherheit geht. Wenn ihr der Meinung seid Hund und Halter sollten sich anders verhalten als sie es tun, solltet ihr dennoch in der Situation erstmal nachgeben. Warum? Die Antwort ist ganz einfach, wenn es blöd läuft beißt euch der Hund. Dann ist es total egal ob ihr im Recht wart oder nicht, erstmal seid ihr die Leidtragenden und habt dann auch noch den Ärger hinterher um an euer Schmerzensgeld etc. zu kommen.
Ich lese immer wieder Aussagen wie „…dann trete ich den Hund halt weg!“ oder „ich habe immer Abwehrspray dabei…“.
Ich muss euch da leider enttäuschen, denn wenn ein Hund (Hund, keine 5 kg Fußhupe) auf euch zu stürmt und euch echt was böses will, dann werdet ihr euch in den seltensten Fällen auch wirklich wehren bzw. den Biss abwehren können. Wenn ihr einen Hund passiert der nach euch schnappt, dann macht ihr die Situation keinesfalls ungefährlicher wenn ihr ihn angreift bzw. euch verteidigt. Das gilt natürlich für den Fall, dass der Hundehalter in unmittelbarer Nähe ist und eingreifen kann.
Ich denke in Kombination mit meinen Verhaltensregeln wie sich Hundehalter zu verhalten haben, sollten wir alle so zu 99% ohne Probleme auf den selben Trails oder Laufstrecken unterwegs sein können.