Dieser Beitrag wurde am 13. November 2019 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert
Ich habe es mir angewöhnt zu Beginn eines Jahres ein paar sportliche Ziele zu setzen. Das hilft mir die Motivation über das Jahr aufrecht zu erhalten und eine gewisse Struktur in mein Training zu bringen. Für 2019 dachte ich mir, es wäre doch längst mal Zeit einen Marathon zu laufen und somit meldete ich mich für Bonn an. Leider musste ich verletzungsbedingt absagen und so verschob ich das Vorhaben zunächst in den Herbst. Über den Sommer konnte ich dann ein paar Trails mit 35 Kilometer Distanzen finishen und mir die nötige Wettkampfhärte für den Marathon antrainieren. Die Strecke meines ersten Marathons sollte etwas Besonderes sein und nach Möglichkeit keine Strecke die doppelt gelaufen werden muss. Das finde ich motivationstechnisch ziemlich schwierig. Also stöberte ich etwas und konnte dann den Rursee Marathon ausfindig machen. Da die Veranstaltung als landschaftlich hervorragend beschrieben wird, die Entfernung von meinem zu Hause überschaubar ist und weil es keine terminlichen Überschneidungen mit der Familie gab meldete ich mich also an. Allerdings dachte ich mir im Hinblick auf meine Ziele für 2020, es wäre doch keine schlechte Idee direkt einen Ultra zu laufen um Erfahrung für Distanzen über 50 Kilometer zu sammeln.
Vorbereitung für den Rursee Marathon
Zu meiner Vorbereitung für meinen ersten Lauf über 42 Kilometer holte ich mir Tipps aus verschiedenen Trainingsplänen und las Erfahrungsberichte anderer Ultraläufer. Aus diesen Informationen gestaltete ich die letzten Trainingswochen bis zum ersten Sonntag im November. Mein längster Trainingslauf war 2 Wochen vor dem Wettkampf und ging über 40 Kilometer an einem ziemlich verregneten Sonntagmorgen. Dieser Lauf war für meine Psyche enorm wichtig weil ich merkte dass ich zur Not noch 10 Kilometer dran hängen könnte und weil es mir körperlich noch ziemlich gut ging. Außerdem konnte ich gut einschätzen wie viel Flüssigkeit und Energie für einen Lauf dieser Distanz von mir benötigt werden. Die letzten beiden Wochen schraubte ich das Pensum deutlich zurück, Tapering war das Stichwort.
Das Rennen
Die ersten 5 Kilometer ging es vom Veranstaltungsort des Rursee Marathon in Einrur hoch zur NS-Ordensburg Vogelsang. Auf Platz 7 gelegen war schnell klar dass die Führungsgruppe unerreichbar für mich ist und dass ich unbedingt darauf achten muss mein eigenes Rennen zu laufen und auf niemand anderen zu schauen. 52 Kilometer können verdammt lang werden, wenn man am Anfang zu schnell beginnt. Ziemlich steil ging es von diesem Komplex wieder runter an den See. Dabei zeigte sich einer meiner großen Schwächen. Am See angekommen lag ich kurzfristig nur noch auf Platz 11 da ich aufgrund meiner langsamen Art Berge hinunter zu laufen ein paar Läufer passieren lassen musste.
Laubwald, Anstiege – es läuft beim Rursee Marathon!
Ab Kilometer 12 begann der schönste Teil der Strecke und ich konnte den 8. Platz zurück gewinnen. Ab hier verlief die Strecke unmittelbar am See durch dichten Laubwald ohne viele Anstiege. Man konnte einfach rollen lassen und das Rennen genießen. Zu diesem Zeitpunkt purzelten die Kilometerschilder geradezu an einem vorbei. Lange Zeit konnte ich den Sichtkontakt zu den beiden 6. und 7. Platzierten halten. Bei Kilometer 28 konnte ich einen weiteren Platz gut machen. Einer aus der Spitzengruppe hatte offensichtlich zu viel Gas am Anfang gegeben und war kräftemäßig schon ziemlich am Ende.
Die letzten 12 Kilometer – mehr Pflicht als Kür
Ab Kilometer 40 gefiel mir die Strecke dann nicht mehr so gut. Waldwege wurden weniger, dafür lief man vermehrt auf Asphalt durch eher uncharmante kleine Dörfer mit ziemlich kräfte raubenden An- und Abstiegen. Ab dann musste ich nach und nach Geschwindigkeit einbüßen und befürchtete zum Ende hin von dem ein oder anderen eingeholt zu werden. Bei Kilometer 46 mussten wir eine ziemlich steile Rampe ein paar hundert Meter Berg hoch laufen, bzw. gehen. Meinen Unmut über diese Steigung, wenn auch nicht ganz ernst gemeint, ließ ich an den Zuschauern, die uns am höchsten Punkt empfingen aus. Eine Zuschauerin meinte dazu, dass sie das heute schon öfter gehört hätte.
Im Vorfeld dachte ich, zum Ende des Laufs würde mich eine Welle der Euphorie erfassen und mir Schub für die letzten Meter geben aber weit gefehlt. Im Gegenteil, zum Schluss wurde mir regelrecht übel und ich hatte Angst mich übergeben zu müssen, daher versuchte ich erst gar nicht mehr, das Tempo zu verschärfen. Ich wollte eigentlich nur noch irgendwie ankommen. Auf den letzten Metern und dem Zieleinlauf überwog dann doch die Freude über das Geleistete und dass ich den 7. Platz nicht mehr hergeben musste. Später in der Ergebnisliste konnte ich dann lesen, dass die 8. platzierte 7 Minuten nach mir ins Ziel kam, ich hätte mir also noch Zeit lassen können. Zwischen mir und dem 6. platzierten lagen 6 Minuten die ich im letzten Drittel des Rennens auf ihn eingebüßt hatte.
Die Organisation des Rursee Marathon
Von A bis Z war dies eine gelungene und top organisierte Veranstaltung. Auf der Homepage konnte man sich unkompliziert anmelden und das Abholen der Startunterlagen verlief reibungslos. Am Start- und Zielbereich stand ein großes Festzelt in dem die Anmeldung, ein Verkaufsstand für Laufartikel, Essen- und Getränkeausgabe sowie reichlich Sitzgelegenheiten untergebracht waren. Vor dem Zelt gab es ausreichend Toiletten für Besucher und Teilnehmer und mit dem Auto konnte ich 2 Gehminuten vom Geschehen entfernt parken.
An der Strecke waren in großer Anzahl Getränke- und Verpflegungsstationen verteilt. Diese waren auch auf dem Streckenplan im Vorfeld angegeben. An kritischen Punkten standen Streckenposten die einem den Weg zeigten. An 2 Stellen des Rennens hätte ich mir allerdings zusätzliche Streckenposten gewünscht, da ich für kurze Zeit ratlos dastand ohne zu wissen wohin ich jetzt laufen muss. In einem Fall riefen mir Spaziergänger von weitem die korrekte Richtung zu, im anderen Fall hatte ich einfach Glück, mich für den richtigen Weg entschieden zu haben.
An den Verpflegungsstationen konnte man sich mit Wasser, isotonischen Getränken, Cola, Tee und Schnaps, sowie Obst und Schokolade stärken. Gut gelaunte Helfer ob in Zivil, von den freiwilligen Feuerwehren, vom THW und dem dt. roten Kreuz sorgten für die Verpflegung und Motivation an der sonst Zuschauer armen Strecke.
Nach dem Rennen
Nach dem Rennen konnte man sich an einer langen Tafel stärken. Allerdings kam die Übelkeit schnell wieder zurück wodurch ich nichts Festes zu mir nehmen konnte sondern nur Wasser trank.
Über alles andere was dort nach dem Rennen passiert ist, zu den Siegerehrungen und zu den Duschmöglichkeiten kann ich leider nichts sagen, weil ich aufgrund meiner Verfassung nur noch nach Hause wollte und somit ungeduscht aufbrach. Mir ging es dann auch bald wieder besser, ich glaube die Übelkeit kam durch die verschiedenen Getränke die ich während des Rennens zu mir genommen hatte. Vor allem die Cola mit Kohlensäure schlug mir auf den Magen.
Regeneration
Montag und Dienstag spazierte ich mehrere Stunden mit meinem Hund und ich merkte dass meine Knochen ziemlich schnell regenerierten. Deshalb bin ich Mittwochs für den ersten 10 Kilometer Trainingslauf wieder auf die Straße und es fühlte sich gut an.
Fazit
Ich bin ziemlich froh bei dieser sympathischen Veranstaltung meinen ersten Ultra gefinisht (als 7. Gesamt Anm. d. Red) zu haben. Der Tag wird mir noch lange in bester Erinnerung bleiben. Die Strecke war toll, die Bedingungen für einen Novembertag perfekt und ich war sehr gut vorbereitet. Ich hoffe motiviert und von Verletzungen verschont zu bleiben um die Ziele für 2020 ebenfalls gut zu meistern.
Die Ergebnisse des Rursee Marathon 2019 gibt es hier.