Dieser Beitrag wurde am 6. August 2020 veröffentlicht und zuletzt am 5. Dezember 2023 von Sascha aktualisiert

In unserer Welt, in der Sport eine so große Rolle spielt, besonders für uns Läufer, Radfahrer und Wanderer, wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Wir sind es uns selbst und unserer Umwelt schuldig, bewusste Entscheidungen zu treffen. Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick darauf, wie die Sportartikelindustrie Nachhaltigkeit umsetzt und wie wir als Verbraucher dazu beitragen können. Im Artikel „Nachhaltigkeit – Tipps für Sportler:innen“ findest du ein paar einfache Tipps für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz in deinem Leben.

Nachhaltigkeit – mehr als ein Marketing-Trick?

Es geht hier nicht nur um grünes Marketing. Nachhaltigkeit in der Sportartikelindustrie bedeutet, Ressourcen bewusst und respektvoll zu nutzen. Es ist wichtig, dass die Produktion unter umweltfreundlichen Bedingungen stattfindet und die Arbeitsbedingungen fair sind. Solche nachhaltigen Praktiken sind entscheidend für die langfristige Zukunftsfähigkeit in dieser Branche.

Merinowolle und Mulesing

Ein besonders wichtiges Thema in der Welt der nachhaltigen Sportbekleidung ist die Verwendung von Merinowolle, vor allem unter dem Aspekt des Mulesing-Verfahrens. Dieses Verfahren ist eine umstrittene Methode zur Verhinderung von Fliegenbefall bei Schafen, die für die Produktion von Merinowolle verwendet werden. Bei Mulesing werden ohne Betäubung Teile der Haut um den Schwanz der Schafe entfernt. Dieses Vorgehen steht aufgrund der damit verbundenen Tierquälerei stark in der Kritik.

Für uns als verantwortungsbewusste Konsumenten und Liebhaber fairer Sportartikel ist es daher wichtig, beim Kauf von Merinowollprodukten auf mulesingfreie Wolle zu achten. Viele Hersteller reagieren auf die Kritik und kennzeichnen ihre Produkte entsprechend oder beziehen ihre Wolle aus Ländern, in denen Mulesing verboten ist. Dadurch können wir als Verbraucher sicherstellen, dass wir Produkte aus Merinowolle wählen, die nicht nur umweltfreundlich sind, sondern auch den ethischen Umgang mit Tieren berücksichtigen.

Indem wir als Konsumenten auf diese Kennzeichnungen achten und unsere Kaufentscheidungen danach ausrichten, tragen wir dazu bei, die Nachfrage nach tierfreundlich produzierter Merinowolle zu steigern. So fördern wir nicht nur nachhaltige Produktionsmethoden, sondern setzen auch ein klares Zeichen gegen Tierquälerei in der Textilindustrie.

Nachhaltige Unternehmen erkennen

Um faire und nachhaltige Hersteller von Sportbekleidung wie Fair Trade Sportartikel und umweltfreundliche Sportmarken zu identifizieren, solltest du auf Folgendes achten:

  1. Zertifizierungen: Halte Ausschau nach Zertifikaten wie Fair Trade, GOTS oder Bluesign. Diese garantieren spezifische Umwelt- und Sozialstandards.
  2. Transparenz: Vertrauenswürdige Marken sind offen bezüglich ihrer Lieferkette, Produktionsbedingungen und der Herkunft ihrer Materialien.
  3. Materialien: Nachhaltige Marken nutzen oft recycelte oder umweltfreundliche Materialien wie Bio-Baumwolle, recyceltes Polyester oder Tencel.
  4. Nachhaltigkeitsberichte: Viele Unternehmen veröffentlichen Berichte über ihre Umwelt- und Sozialleistungen.
  5. Reparatur- und Recyclingprogramme: Marken, die Reparaturdienste oder Recyclingprogramme anbieten, zeigen ihr Engagement für Langlebigkeit und Kreislaufwirtschaft.

Die Nachfrage nach nachhaltiger Sportmode wächst stetig. Wir alle möchten zunehmend bewusster konsumieren, was auch die Wahl unserer Sportkleidung betrifft. Kleidung, die unter fairen Bedingungen aus ökologischen Materialien hergestellt wird, ist die Zukunft der Sportmode.

Nachhaltige Materialien umfassen Bio-Baumwolle, Hanf, Leinen, funktionale Kunstseide wie Tencel, Modal und Lyocell sowie recycelte Materialien aus PET-Flaschen oder Meeresplastik. Zertifizierungen wie der Global Organic Textile Standard (GOTS), FAIRTRADE, Global Recycled Standard (GRS), OEKO-Tex STANDARD 100 und PETA Approved Vegan sind wichtige Kennzeichen für nachhaltige Sportkleidung.

Nachhaltige und faire Hersteller von Sportbekleidung

Hier stelle ich einige Unternehmen vor, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Die Liste ist nicht vollständig, aber ein guter Ausgangspunkt:

YMR Track Club

  • Gegründet: 2017 von Peter Häggstöm Lindecrantz, einem ehemaligen Profi-Leichtathleten und Olympiateilnehmer.
  • Standort: Schweden.
  • Produkte: Hochwertige Sportbekleidung, die stilvoll, funktional und für den Alltag sowie sportliche Aktivitäten geeignet ist.
  • Nachhaltigkeit: Schwerpunkt auf Qualität und umweltbewusster Produktion.

Einige Teile der nachhaltigen Sportbekleidung von YMR Track Club durfte ich bereits testen.

Iron Roots

  • Gegründet: 2017 in den Niederlanden.
  • Besonderheit: Entwicklung von Sportbekleidung ohne Kunststoffe.
  • Materialien: Natürliche Stoffe wie Hanf, Bio-Baumwolle und Eukalyptus.
  • Ziel: Bietet eine nachhaltige Alternative in der Welt der Sportbekleidung.

Auch Iron Roots hat mir in der Vergangenheit einige Exemplare ihrer plastikfreien Sportbekleidung zur Verfügung gestellt.

PYUA Ecorrect Outerwear

  • Standort: Deutschland.
  • Spezialisierung: Nachhaltige Outdoor-Bekleidung.
  • Materialien: Verwendung von recycelten Materialien.
  • Produktionsprozesse: Achtung auf umweltfreundliche Methoden.
  • Produkte: Bekannt für innovative und funktionale Outdoor-Bekleidung.

TAO Tactical Wear

  • Gründungsjahr: 1997.
  • Standort: Deutschland.
  • Fokus: Hochwertige Funktionskleidung für verschiedene Sportarten.
  • Nachhaltigkeit: Einsatz von nachhaltigen Materialien und Produktionsprozessen.

Triple2

  • Bekannt durch: Empfehlung von MTB Travel Girl Caro.
  • Standort: Deutschland.
  • Spezialisierung: Fahrradbekleidung, inklusive Trikots und Radhosen.
  • Materialien: Merinowolle und Tencel oder recyceltes Polyester.
  • Besonderheit: Crash Replacement-Angebot bei Unfallbedingter Beschädigung der Kleidung.
  • Engagement: Fokus auf Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen.

Vaude

  • Ein traditionsreiches Familienunternehmen aus Tettnang am Bodensee.
  • Bekannt für: Umweltfreundliche, nachhaltige und faire Geschäftspraktiken.
  • Highlights: Bio-Kantine und Kindergarten am Hauptsitz.
  • Produkte: „Made in Germany“, unter Verwendung von Recyclingmaterialien und natürlichen Fasern wie Baumwolle und Tencel.

Von Vaude besitze ich aktuell nur Packtaschen fürs Bikepacking, die haben mir aber bisher immer gute Dienste erweisen.

GSA Sport

  • Erster Eindruck: Ungewöhnlicher Stil auf der ISPO in München.
  • Identität: Global Sustainable Athletics (GSA).
  • Fokus: Nachhaltigkeit, Leistung und Sportlichkeit.
  • Materialien: Umweltfreundliche Stoffe, entsprechen GOTS und Oeko-Tex Standard 100.
  • Entwicklung: Von Sportsocken zu einer umfassenden Kollektion nachhaltiger Sportbekleidung.

Raidlight

  • Gegründet: 1999 von Benoit Laval in Frankreich.
  • Spezialisierung: Leichte, technische Trailrunning-Produkte.
  • Innovation: Entwicklung durch kollaborative Forschung und Entwicklung (F&E).
  • Einrichtungen: Outdoor Lab, das Büro, Shop und Forschung verbindet.
  • Nachhaltigkeit: 60% der Produkte aus recycelten Materialien, Ausbau der Produktion in Frankreich.

Alternativen zum Neukauf

Reparatur und Upcycling:

  • Unternehmen wie Vaude und Patagonia bieten Anleitungen und Services für die Reparatur ihrer Produkte an.
  • Vaude hat einen Upcycling-Shop auf eBay, wo ausgediente Produkte in neue, nützliche Artikel umgewandelt werden.

Secondhand-Kauf:

  • Statt Neukauf können gebrauchte Sportartikel eine nachhaltige Alternative sein.
  • Plattformen wie die Facebook-Gruppe „Trailrunner Börse“ bieten Möglichkeiten, gebrauchte Ausrüstung zu kaufen oder zu verkaufen.

Was ist Upcycling?

Upcycling ist ein kreativer Prozess, der darauf abzielt, Abfallprodukte oder scheinbar nutzlose Materialien in neue, hochwertige und oft einzigartige Produkte umzuwandeln. Anstatt Materialien zu entsorgen, werden sie aufgewertet – daher der Name „Upcycling“. Dieser Ansatz kann die Abfallmenge reduzieren, Ressourcen schonen und Kreativität fördern.

Vaude, bekannt für sein Engagement in Sachen Nachhaltigkeit, betreibt einen Upcycling-Shop auf eBay. Hier werden Produkte, die sonst entsorgt worden wären, in neue Artikel umgewandelt. Dies kann alles von Taschen bis hin zu Accessoires umfassen, die aus ausgedienten Materialien oder Produktionsresten hergestellt werden.

Fazit

Die Reise durch die Welt der nachhaltigen Sportbekleidung zeigt uns deutlich, dass Nachhaltigkeit weit mehr ist als nur ein Trend oder Marketing-Gag. Es ist eine notwendige Entwicklung, die unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt, den Arbeitern in der Produktion und letztendlich uns selbst gegenüber widerspiegelt.

In der Diskussion über Merinowolle und das Mulesing-Verfahren sehen wir, wie wichtig es ist, hinter die Kulissen der Produktion zu blicken. Unsere Entscheidungen als Konsumenten haben die Kraft, die Industrie in eine ethischere und umweltfreundlichere Richtung zu lenken. Das Bewusstsein für solche Themen wächst und mit ihm die Zahl der Hersteller, die sich diesen Herausforderungen stellen.

Indem wir auf Zertifizierungen achten, transparente und faire Marken unterstützen und nachhaltige Materialien wählen, tragen wir zu einer besseren Welt bei. Die Entwicklung hin zu einer umfassenden Nachhaltigkeit ist zwar komplex und herausfordernd, aber definitiv machbar und notwendig.

Die vorgestellten Marken und Unternehmen sind leuchtende Beispiele dafür, wie innovatives Denken und ethisches Handeln die Sportartikelindustrie zum Besseren verändern können. Sie zeigen, dass Funktionalität und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind, sondern Hand in Hand gehen können.

Als Läufer, Radfahrer und Wanderer sind wir nicht nur Teil der Natur, sondern auch aktive Gestalter unserer Umwelt. Jeder von uns hat die Wahl, die Zukunft durch bewusstes Konsumieren zu beeinflussen. Lassen wir uns also inspirieren, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und unsere Leidenschaft für den Sport mit unserem Engagement für den Planeten zu verbinden.

Jetzt bist du gefragt: Wie stehst du zum Thema Nachhaltigkeit? Welche nachhaltigen Produkte oder Praktiken nutzt du? Hast du noch Tipps oder kennst spannende Firmen und Konzepte? Teile deine Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren und lass uns gemeinsam einen Unterschied machen!

4 Gedanken zu „Nachhaltige Sportbekleidung: Fair Trade und Öko-Materialien im Fokus“

  1. Hallo Sascha,
    danke für deinen Einsatz und deine Bemühungen zu einer nachhaltigeren Umwelt! Wesentlich mehr unserer KollegInnen, ob im Sport oder sonst wo, sollten sich um ihr zukünftiges Wohlbefinden Gedanken machen. Und da bin ich auch schon bei meinem Thema dieses Kommentars: In einem Punkt möchte ich dir widersprechen. Umweltschutz oder vielmehr „Umweltpflege“ und „-schonung“ kann nicht (nur) Sache der Politik sein. Denn wie uns diese Politik tagtäglich immer wieder vor Augen führt werden nur jene Themen verfolgt, die ihre Wähler*innen dazu bringen die jeweiligen Politiker wieder zu wählen. Verantwortung wird in der Politik schon lange nicht mehr übernommen. Das heißt also im weiteren Schluss, dass wir, als Wähler dieser Politiker, aufstehen und aufzeigen müssen, was uns wichtig ist. Nicht nur in Worten oder Postings sondern in tagtäglichen Aktivitäten. Das wiederum bedeutet ein „change in mindsetting“ jedes einzelnen. Ob das nun der morgendliche Arbeitsweg per Fahrrad oder Öffis statt eigenem PKW ist oder ob dies Aufsammeln von Müll am Wegrand ist oder ob dies einfach mal öfters das Licht abdrehen ist … sei jedem seine Sache. Aber wenn wir nicht selbst unser und das Leben unserer Nachkommen in Hand nehmen wird’s so lange niemand tun bis es schmerzt. Leider – aber bekanntlich – ändern wir Menschen unsere Gewohnheiten erst ab einem gewissen Schmerzlevel, und da sind wir leider sehr sehr anpassungsfähig und resistent. Lies dir mal den Artikel unseres aktuellen Alpenverein – Magazins in Österreich auf S. 10 durch https://www.alpenverein.at/portal_wAssets/docs/service/bergauf/pdf_downloads/bergauf_2022/Bergauf_4_22_ebook.pdf
    Nichts für ungut – keep on caring! Gruss Roland
    P.S. ganz nebenbei: Ich arbeite seit über 20 Jahren im Marketing – was ich tagtäglich an „Greenwashing“ von verschiedensten Firmen sehe, ob das Bekleidung oder Sportartikel sind … , Nachhaltigkeit wird meistens nur als neuer Marketingtrend verwendet um weitere Umsätze zu steigern – um die Sache selbst gehts nicht. Ansonsten müssten diese Hersteller schon lange schreiben „Hört auf zu kaufen und versucht zu recyclen, öfters zu verwenden, gebraucht weiterzugeben … etc.“ Tun sie aber nicht – weil das bringt keine Umsätze.

    1. Hallo Roland,

      Umweltschutz oder vielmehr „Umweltpflege“ und „-schonung“ kann nicht (nur) Sache der Politik sein. Denn wie uns diese Politik tagtäglich immer wieder vor Augen führt werden nur jene Themen verfolgt, die ihre Wähler*innen dazu bringen die jeweiligen Politiker wieder zu wählen.

      Du hast selbstverständlich recht. Was ich ausdrücken wollte ist, dass wir als einzelne wenig (direkten) Einfluss auf die großen Umweltverschmutzungen dieser Tage haben. Natürlich können und sollten wir, jeder für sich, bewusster und ressourcenschonender leben, um unseren Teil beizutragen und irgendwann dann hoffentlich auch die Politik entsprechend zu beeinflussen. Was ich als Einzelner aber nicht kann, ist Gesetze (direkt) zu beeinflussen und im großen Rahmen CO₂ oder Plastikmüll einsparen, wenn die Firmen, die diese Produkte herstellen, es nicht tun, weil es gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Ich kann in vielen Regionen auch nicht so einfach aufs Auto verzichten, wenn weder Radwege noch ÖPNV ausgebaut sind, hier wo ich wohne wäre ich mit dem Bus über eine Stunde unterwegs, um zur Arbeit zu kommen, da laufe ich die 10 Kilometer schneller. Mit dem Rad geht das zwar wunderbar, dann fehlt es aber wieder an Duschmöglichkeiten in der Firma. Baut mein Arbeitgeber jetzt einfach so eine Dusche ein, wenn er es nicht muss? Eher nicht. Es wäre utopisch zu denken, dass Unternehmen aus Liebe zum Menschen und der Umwelt handeln und dafür auf Gewinne verzichten. Zum Glück gibt es ja auch hier ja Ausnahmen, wie zum Beispiel die erwähnten Marken.

      Greenwashing empfinde ich auch als ein großes Problem, denn wir als Konsumenten können da oft schwer dahintersteigen. Sei es aus Unwissen oder einfach, weil es aufwendig wäre das zu recherchieren. Da bleibt uns nur, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.

      Viele Grüße
      Sascha

  2. Pingback: Nachhaltige Sportartikelhersteller - meinsportpodcast.de

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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