Dieser Beitrag wurde am 23. Juli 2018 veröffentlicht und zuletzt am 25. Januar 2022 von Sascha aktualisiert
Trailrunning auf dem Moselsteig – hart, steinig und heiß.
Der Moselsteig liegt direkt vor meiner Tür, ist quasi mein Vorgarten. Mit seinen 365 km bietet er ausreichend Trainingskilometer um sich auf die allermeisten Mittelgebirgsultras hierzulande vorzubereiten, denn auch wenn die Mosel ja an sich relativ flach ist (also wenn man am Ufer entlang läuft), hat der Moselsteig viele, steile und steinige Höhenmeter zu bieten. Traumtrails an der Mosel.
Immer wenn ich mal wieder einen langen Lauf laufen möchte (oder muss, wie man es eben sieht) dann verschlägt es mich direkt auf den Moselsteig. Im Oktober 2016 nutzte ich einen freien Tag um dort auf dem Moselsteig einen 80 km langen Sololauf zu bestreiten. So etwas in der Richtung sollte es dann auch am vergangenen Wochenende geben.
Dieses Mal wurden es allerdings „nur“ 3 Etappen des Moselsteig und somit 55 km und 1900 Höhenmeter. Das ist zugegeben etwas weniger als geplant, allerdings war es mir am morgen wichtiger ausgiebig mit meiner Freundin zu frühstücken als im Zug in Richtung Start zu sitzen. Bei aller Liebe zum Laufen, Mann muss eben auch mal Prioritäten setzen.
Etappe 17 – Ediger-Eller bis Beilstein
Nachdem ich um kurz nach 12:00 in Ediger-Eller aus dem Zug stieg, lief ich direkt in Richtung Moselsteig. Zum Glück ist die Beschilderung recht gut und ich konnte mich dieses Mal auch an das erste, etwas verwirrende Stück erinnern. Generell ist es mir schon einige Male in den Sinn gekommen, dass gerade an den Etappenorten die Beschilderung etwas schlauer gestaltet werden könnte. Hier startet man ja quasi „kalt“ und hat keine Laufrichtung intus, so dass man (also ich Desöfteren) einfach in die falsche Richtung startet. In meinen Augen wäre es hilfreich, wenn auf den Schildern entweder immer die erste bzw. letzte Etappe des Moselsteig ausgeschrieben wäre. Sprich hier dann also entweder Koblenz oder Trier, dann hätte man zumindest auf deutscher Seite einen groben Anhalt in welche Richtung man starten muss.
Wie dem auch sei, dieses Mal ging es ja gut und so folgte ich der Beschilderung die mich zu Beginn recht steil nach oben führte. Ziemlich typisch für den Mosel- und auch den Rheinsteig. An den Etappenorten geht es entweder steil nach oben, oder man verliert eben die zuvor gewonnen Höhe recht schnell um an den jeweiligen Bahnhof zu gelangen. Wenn es also lange bergab geht, hast du die Etappe wahrscheinlich gleich hinter dir.
Die Briedener Schweiz
Ein Highlight war auch dieses Mal die Briederner Schweiz. Wunderbare schmale und weiche Singletrails im Wald mit dem einen oder anderen umgefallen Baum quer über dem Weg. Da geht einem als Trailrunner das Herz auf.
Im Vergleich zum Lauf im Oktober 2016 war es dieses Mal natürlich deutlich wärmer und so brannte die Sonne auf der ersten Etappe fast die ganzen 16 km gnadenlos auf mich herab. Kein Wunder, geht es doch hauptsächlich durch sonnige Weinberge. Nicht nur einmal fragte ich mich, warum zur Hölle ich unbedingt mitten im Sommer zur Mittagszeit auf dem Moselsteig sein wollte. Meine Wasservorräte, immerhin 3 Liter schwanden von Kilometer zu Kilometer. Ein der großen Herausforderungen bei Sololäufen ist nicht nur die Distanz und die Einsamkeit, sondern auch die Tatsache, dass man oftmals das komplette Wasser mit sich schleppen muss. Klar hätte ich zwischendurch auch mal auffüllen können, denn es ging ja auch immer wieder durch Ortschaften. Das hätte dann aber auch immer einen Umweg und Zeitverlust bedeutet. Nach 16 km erreichte ich dann das schöne (und total von Touristen überflutete) Örtchen Beilstein.
In Richtung Cochem, das ist da wo es auf dem Bild dunkel wird, wartete schon die versprochene Abkühlung. Der Wetterservice hatte ein Gewitter und Regen für 14:00 vorhergesagt. Er sollte Recht behalten.
Etappe 18 – Beilstein bis Cochem
Ich versuchte also mit meinem 3 Liter Vorrat bis nach Cochem zu kommen und trank nur sehr vorsichtig um nicht zu früh leer zu laufen. Ganz gelang mir das allerdings nicht und zu allem Überfluss kamen ab km 23 auch noch Magenprobleme und Donnergrollen hinzu. Zumindest gegen die Magenprobleme half es dann, kurz in einem Landgasthof in Valwigerberg, direkt an der Strecke einzukehren. Von hier aus waren es dann auch nur noch knapp 5 km bis Cochem. Nach dem Pitstop ging es dann auch schon gleich viel leichter und den Schritte fielen mir nicht mehr so schwer. Alles in allem machte mir das Wetter zwar zu schaffen, das trübte den Spaß allerdings in keinster Weise. Es lief eben alles etwas langsamer und gemütlicher ab und an Tempo war nur auf den kühlen Waldpassagen zu denken. Kurz vor Valwigerberg lief ich auf eine Wandergruppe auf, mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf, dass Wandern auch eine beliebte Sportart bei jüngeren Menschen zu sein scheint. Alle Wanderer in der Gruppe schienen jünger zu sein als ich. Erfreulich!
Auch erwähnenswert, der Moselsteig ist relativ sauber und man findet außer Taschentüchern fast keinen Müll unterwegs. Die Taschentücher waren auffällig oft etwas abseits vom Weg zu finden, daran könnte man noch arbeiten. Wobei ich auch bei meinen #cleanyourtrails Läufen immer darauf verzichte, diese Hinterlassenschaften einzusammeln.
Die seltsame Streckenführung habe ich dieses Mal geschickt ignoriert und bin direkt über die K36 gegangen. So einen Quatsch mache ich kein zweites Mal mit.
Etappe 19 – Cochem bis Treis-Karden
In Cochem wartete Peter auch mich, er hatte sich bereit erklärt mich unterwegs mit Wasser und Energie zu versorgen. Er kam absolut zur richtigen Zeit, denn in Cochem waren alle meine Vorräte erschöpft und wäre er nicht da gewesen, hätte ich in einen der überfüllten Kioske einfallen und die Anwesenden mit meinen Duft belästigen müssen. So konnte ich aus seinem Kofferraum heraus meine Trinkgefäße auffüllen, einen halben Liter Isogetränk wegpumpen und mich kurz mit ihm unterhalten. Vielen Dank an dieser Stelle! Es ist nicht selbstverständlich, dass man für jemanden den man gerade mal einmal Live gesehen hat, Support auf der Strecke leistet.
Ab Cochem wartete die an dem Tag längste Etappe mit 24 km bis nach Treis-Karden auf mich. Ich lief so gegen 16:15 schätze ich wieder in Cochem Cond am Hafen los.
Direkt hinter dem Ort, ging es an der Sesselbahn steil nach oben. Innerhalb von 1500 Metern klettert hier der Moselsteig von 86 Meter über Null auf 335 Meter nach oben. Das ging ganz ordentlich in die Beine und kostete mich entsprechend viel Zeit. Zudem hatte ich es etwas übertrieben und zuviel getrunken, was mein Magen kurzzeitig mit Übelkeit und Seitenstechen quittierte. Von der „Bergstation“ des Sessellifts führt eine steiler, waldiger Wer in Richtung Tierpark Klotten. Der ist im Übrigen grade mit Kindern einen Ausflug wert.
Ab hier schlängelt sich der Weg leicht abfallend die Hangkante durch den Wald hinab, vorbei an einer Schutzhütte und mit tollem Blick ins Moseltal. Wer mag, kann einen Abstecher zum Rabenlay machen. Ich wollte es an dem Tag nicht.
Nach etwa 4 km kam ich dann in Klotten an, dort führt der Moselsteig etwas unschön zwischen Bahntrasse und B49 entlang, allerdings auch nur für ein paar Hundert Meter. Halb so schlimm also. Dafür wird man dann mit dem tollen Dortbachtal belohnt,
Der Rest der Strecke verlief dann weite Teil wieder über und durch Weinberge und ich war froh, dass die Sonne mittlerweile an Kraft verloren hatte. Da mit die Zeit mittlerweile davon lief, beschloss ich am Ende dieser Etappe aus zusteigen. Ich hatte am morgen gute 4 Stunden Tageslicht auf dem Moselsteig gegen ein ausführliches Frühstück getauscht und das rächte sich jetzt eben. Ich entschied mich also dazu, in Treis-Karden in den Zug zu steigen, sollte die Wartezeit am Bahnhof nicht allzu lange sein. Glücklicherweise musste ich dort dann nur noch 10 Minuten warten bevor ich glücklich, müde und stinkend in den Zug steigen konnte.
Auf dem Moselsteig, oberhalb von Pommern erfreute ich mich noch kurz über die Musik des Uferrock Festivals. Hätte ich nicht so gestunken, wäre ich da glatt mal vorbei gelaufen. Ich glaube man merkt mir die lange Zeit in der Sonne im Video etwas an…
https://www.youtube.com/watch?v=wh7bCcMSV08&feature=youtu.be
Fazit
Auch wenn der Lauf gute 25 km kürzer war als geplant bin ich doch recht zufrieden. Ich hatte mal wieder einen langen Tag auf dem Moselsteig hinter mir und dabei 55 km und fast 2000 Höhenmeter gesammelt. Mein Tempo war zwar deutlich langsamer, ganze 40 Sekunden pro Kilometer, aber dafür war es eben auch wärmer als im Oktober.
Das Höhenprofil kann sich jedenfalls sehen lassen, finde ich.
Ich habe mal wieder einiges gelernt und die Stille unterwegs genossen. Als ich bei km 30 dann das erste Mal seit dem Start wieder laut sprach, habe ich mich sogar fast ein wenig erschrocken. Es tut einfach immer wieder mal gut, weder sprechen noch zuhören oder denken zu müssen.
Gleichzeitig habe ich mal bewusst mir Hilfe der Wurmnavigation meiner Laufuhr und als Zusatz mit dem Handy navigiert. Beides ist allerdings bei Tag auf dem Moselsteig im Grunde unnötig, dafür ist die Markierung einfach zu gut. Dieser Versuch brachte zu der Erkenntnis dann doch kein Navigationsgerät für den WiBoLt zu brauchen, ein Handy mit Kartenmaterial dürfte da ausreichen.