Dieser Beitrag wurde am 15. Februar 2019 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

Mario und der Großglockner Ultra-Trail 2018 – Teil 3

VP5 – VP6 Mooserboden bis Kesselfallhaus

Gleich beim Loslaufen komme ich mit einem Leidensgenossen ins Gespräch, der aber auch nichts weiß wegen der Tunnel und mir nur fröhlich versichert das wir in 3-4 Stunden sicher im Ziel sind. Ich weiß aus dem Vorjahr um die Schwierigkeit des Abstiegs, nur in 3-4 Stunden ist es ca.22:30-23:30 stockdunkel und bevor es dunkel wird muss/will ich unten sein! Ich schau noch mal auf meine Uhr, kurz nach 19 Uhr, das wird sportlich! Also jage ich den Weg zur Fürthermoaralm runter und arbeite mit vollem Stockeinsatz. Gestern noch auf dem Weg gewandert, jetzt wird geflogen. Sobald die Geschwindigkeit abfällt wird mit der Doppelstocktechnik die Pace gehalten.

So was Ähnliches hat auch schon jemand „erfunden“ Stick Running, wusste ich vorher auch nix von, hat sich bei mir eher aus der „Not“ ergeben. Selbst auf den kurzen Asphalt Abschnitten wird Schwung geholt und in Geschwindigkeit umgewandelt. Jetzt bin ich auf der Überholspur und sammle jede Menge Läufer ein. In null Komma nix bin ich an der Alm vorbei gerauscht, kein Mensch mehr da. Für Kaiserschmarrn hätte ich eh keine Zeit. Immer weiter und bald kommt der erste Tunnel in Sicht. Normalerweise geht es außen auf einem schmalen Pfad entlang. Nun zeigt die Markierung/ein Helfer aber in den Tunnel hinein und ich nehme die Anweisung dankend an. Sogar hier drinnen kann ich einige einsammeln, die Stöcke trommeln rhythmisch und treiben mich vorwärts. Ich erreiche das Ende und da kommt mir doch ein Auto entgegen.

Das finde ich jetzt gar nicht lustig, sind die Tunnel jetzt für die Läufer frei? Irgendwas passt hier nicht so recht. Keine Zeit zum Fluchen, ich gebe weiter Gas. Kurze Zeit später erreiche ich Tunnel zwei und treffe einen Mitläufer, nun gibt es aber keinen Hinweis, keinen Helfer, nur die normale Markierung.

Ohne groß zu überlegen schwinge ich mich auf den Pfad und versuche trotzdem das Tempo hoch zu halten. Jetzt blitzt und donnert es heftig und ich komme an den Wasserfall, glitschige Eisen, Stahlseile umdrehen will ich nicht, aber mulmig ist es mir schon. Also schnell nach oben, hier geht es wieder in den Berg, ein Stück im Tunnel lang und dann wieder raus. Wobei man vom Fahrweg durch eine Absperrung getrennt ist.

Der Kollege hinter mir ist scheinbar wieder umgedreht, jedenfalls nicht zu sehen. Dafür läuft hier drinnen einer auf der Fahrbahn den ich vorhin überholt habe. Was ist denn nun richtig, wo droht einem den weniger Gefahr? Ich entscheide mich für die Natur und geh wieder raus auf den Trail, hier kann mich jedenfalls kein Auto anfahren. Immer weiter und bald habe ich die Tunnel/den Pfad drum rum hinter mir gelassen. Der Wanderweg runter zum Kesselfallhaus ist durch den Regen matschig, und schmierig geworden.

Froh über meine Stöcke, die jetzt Halt geben aber auch die Knie entlasten und stolz auf meine Speedcross, die sich wacker schlagen sowie ihre Stärken ausspielen. Das Gelände hat sich zum Hochgebirge zwar verändert und es gibt mehr „laufbare“ Abschnitte aber es bleibt anspruchsvoll. Im Zickzack nach unten immer unter der Strecke des Lärchenbodenschrägaufzugs durch, will der Trail nicht enden. Das macht er dann natürlich doch. Ich laufe über eine Brücke, hier filmt gerade ein arabisches Paar den Regen und das tosende Wasser. Dachte nicht das bei dem Wetter überhabt jemand am Kesselfallhaus ist. Wobei das, was ich heute mache in ihren Augen ähnlich komisch aussieht.  Habe es immerhin schon mal bis hier geschafft und den Rest der Strecke hole ich mir auch noch…Jedenfalls gibt es Wasser bzw. Iso und ich fülle mein Fläschchen ein letztes Mal.

VP6 – Ziel Kesselfallhaus bis Schaufelbergparkplatz

So, bis ins Ziel sind es noch ca. 6-7 Kilometer vielleicht auch 8 genaues kann ich nicht sagen, meine Uhr hat schon kurz nach dem Mooserboden den Geist aufgegeben. Wie auch immer das schwierigste Stück habe ich hinter mir und die paar Meter…wäre doch gelacht! Weiter gesaust und wieder auf den Trail. Noch muss ich ein paar Höhenmeter nach unten an Bächen Wasserfall vorbei bzw. durch. Bevor ich auf den Streckenabschnitt komme, den ich im letzten Jahr verflucht habe. Heute, bei den nach dem Regen kühlen Temperaturen finde ich den Pfad am Fluss lang einfach nur herrlich. Liegt bestimmt auch an meinem neuen Stockantrieb.

Mit Allrad geht es ab wie Schmitts Katze, die vielen Pfützen werden meist überflogen, wobei mich das bisschen Wasser eigentlich nicht stört, so lange es meinen Vortrieb nicht behindert. So zwei drei kann ich noch hinter mir lassen. Unaufhaltsam nähere ich mich dem Ziel. Noch ist es nicht dunkel, aber das Stück vom Klammsee zur Sigmund-Tuhn-Klamm/Parkplatz ist etwas tricky und da muss ich noch durch. Hilft nichts, ich muss/will das Tempo hochhalten. An Motivation mangelt es mir jetzt nicht mehr. Und dass ich deshalb noch einige Kollegen überholen kann gibt mir zusätzlichen Schub. Am Imbiss beim Klammsee vorbeilaufend denke ich an letztes Jahr, was hätte ich da für ein kühles Hefe gegeben.

Diesmal habe ich zwar Geld mit aber ich bin zu spät dran, schon geschlossen, und im Zielanflug. Heute wird nicht mehr gebremst! Gerade so komme ich den felsigen Pfad noch runter, hier ist es schon sehr düster. Ich bin wieder in Kaprun, juhu, noch mal motivieren, weiter. Der Takt meiner Stöcke holt auf den letzten Metern noch einige ein. Auch stehen trotz der späteren Stunde Zuschauer am Wegesrand und spenden Beifall. Noch den Fußgänger Tunnel passieren und das Ziel liegt vor mir. Nach ca. 16 Stunden und 13 Minuten habe ich es geschafft, 21:13 Uhr bin ich glücklich und gesund im Ziel angekommen.

Im Ziel – Im Bett

Bei der Zielverpflegung noch etwas getrunken, gibt aber nur warme Cola bzw. Red Bull in Badewannentemperatur und ich schnapp mir noch etwas zu knappern. Schnell ins Zelt, Beutel abholen…Hier treffe ich auf einen Frühstücksbekannten, zwar allein, der Rest hat aufgegeben bzw. liegt weit zurück. Wo es die versprochenen Nudel gibt will ich gar nicht mehr herausfinden. Auch ansonsten sind nur noch relativ wenige Leute anwesend. Lag eventuell am Gewitter, von Party ist jedenfalls nichts zu sehen, geschweige denn von der Siegerehrung. Wäre mir im Moment sowieso relativ egal, ich will nur noch Duschen. Bis dahin muss ich aber noch ein Stück gehen, meine Freunde und Familie sitzen noch im Dorfkrug und lassen den Abend ausklingen.

Ich schnapp mir nur den Schlüssel und stell mich 10 Minuten unter die heiße Dusche. Feierabend! Schlafen konnte ich dann komischer Weise nicht bzw. erst nach Stunden. Der Körper ist wohl noch „weitergelaufen“. Was Kumpel Kai zu der Zeit auch noch tat, aber er hat das Ding auch nach Hause gebracht…mental das schwierigste Rennen seiner sportlichen Laufbahn. Ja und der Rest der Meininger? Conny musste leider verletzt abbrechen, meine Frau hat trotz der Hitze durchgezogen, und unsere Moni hat wie ich schon orakelt hatte mal wieder allen die Zähne gezeigt und einen Saustarken 5 Platz erlaufen, zwischenzeitlich war Sie sogar 2/3 Frau auf den 50 Kilometer und ist damit 1,5 Stunden schneller gewesen als ich im vergangenen Jahr. Glückwunsch an alle Läufer, egal ob Finisher oder nicht, es war 2018 schwer und jeder kann stolz auf sich sein

Resümee des Großglockner Ultra-Trail

Was ich dazu zu sagen habe? #soeinbeast mehr gibt es da nicht mehr hinzuzufügen. Ich bin wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen! Gesund und munter, das ist die Hauptsache! Mit unvergesslichen Eindrücken, die bleiben!

Positives

Die Landschaft ist immer noch großartig. Die neue Strecke des Großglockner Ultra-Trail anspruchsvoll, passt zum restlichen Wettbewerb. Die Helfer sehr freundlich und hilfsbereit. Die Versorgung lässt kaum Wünsche offen. Streckenführung war für mich immer zu erkennen. Weiter so bleibt am Ball / Trail.

Negatives

Das kommt jetzt nicht von mir, haben aber zahlreiche Leute bemängelt, der Isomix war wohl übel verdünnt bzw. gestreckt. Kann ich nicht wirklich beurteilen da ich das Zeug nur im Notfall trinke. Wenn dem aber so war, finde ich das Unmöglich! Gerade bei den hohen Temperaturen darf da nicht gespart oder unprofessionell gemischt werden. Was die Tunnelfreigabe zum durchlaufen angeht, sollte die Kommunikation wesentlich verbessert werden z.B. an der Verpflegungsstadion Mooserboden. Ja und eine Sache ist mir besonders gegen den Strich gegangen.

Unser Lauffloh Moni hat ja einen starken 5 Platz auf den 50 Kilometer geholt, bei Ihrem ersten Ultra und damit eigentlich auch etwas gewonnen. Sie war auch um 21 Uhr am Start/Ziel, aber die Siegerehrung wurde wer weiß wo hin verlegt, Info Fehlanzeige, gegeben hat es dann nix, auch nicht auf Nachfrage. Sie hätte zur Siegerehrung kommen müssen, witzig…Zu allem Überfluss gibt es kein Zielfoto von Ihr, das hat wiederum Sie am meisten geärgert. Nicht professionell für einen solchen Wettbewerb bzw. für einen Sportfotografen.

Ausblick

Deshalb schmeckte mir der Großglockner Ultra-Trail zum Ende etwas bitter, aber das könnt Ihr bestimmt besser Großglockner Ultra-Trail -Team?! Ich freu mich jedenfalls immer noch das ich bei euch wieder durch die Wahnsinnigen Berge fegen durfte und wünsche Euch für 2019 Alles Gute!! Macht weiter und arbeitet am Bewerb. Und wenn ich auch nicht wieder dabei bin, gibt es bestimmt genug Input von anderen Schlaumeiern… Danke!!

War ein hartes Stück Arbeit das zu Papier zu bringen, hat etwas Überlänge… #soeinbiest!

Danke an alle die das Geschwafel zu Ende gelesen haben! Lob, Fragen, Kritik, gerne an mich.

Euer Mario

2 Gedanken zu „Mario und der Großglockner Ultra-Trail 2018 – Teil 3“

  1. Genialer Bericht Mario…da werden Erinnerungen wach.
    Danke auch für den Link.

    Schade, dass es im Ziel nicht ganz so rund lief. Da muss echt noch etwas nachgesteuert werden.
    Kann aber wirklich am Wetter gelegen haben. Bei mir war noch alles gut gewesen…wobei sie das aber auch so bis zum Ende durchhalten müssten; egal welches Wetter.

    Ich mache 2019 auch einen GGUT Pause und schaue mal wieder beim LUT vorbei.
    Kann den GGUT aber nur jedem empfehlen, wenngleich das Rennen auch wahnsinnig hart ist.

    Viele Grüße

    Steve

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Mario Volk

Mario Volk

Thüringer Waldläufer mit fränkischem Migrationshintergrund. Donnert mit seiner Jack Russel Hündin Holly über schmale Pfade.Autorenbeiträge anzeigen

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