Dieser Beitrag wurde am 14. Dezember 2014 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

…oder etwa doch nicht?

Laufsucht….unter dieser Überschrift gibt es im Netz unzählige Post. Da ich aber sozusagen aus dem Entzug rückfällig geworden bin beschäftigt mich das Thema doch ein wenig. Ich hatte die letzten 4 Wochen Pause, freiwillig um meinem Körper aber auch dem Kopf die Möglichkeit zu geben sich zu erholen. Ich hatte im November bemerkt dass ich von den vielen langen Läufen ausgelaugt war. Auch mein Kopf wollte nicht mehr daran denken mehrere Stunden auf den Trails zu verbringen und so entschloss ich mich dazu einfach mal nicht mehr zu laufen, mindestens 4 Wochen oder solange es halt dauert bis ich die Lust am Laufen wieder spüren sollte.

Ich wollte schauen wann mir das Laufen wirklich fehlen würde, es war mit dem Laufen wie mit allem dass man immer hat. Man vermisst es nicht mehr, es wird zur Gewohnheit. Auf der einen Seite ist es toll wie schnell man sich daran gewöhnt bei jedem Sauwetter, bei jeder Tages- und Nachtzeit laufen zu gehen. Ich bin ein Mensch der in der Regel nicht sehr sprunghaft ist, der auf Gewohnheiten wert legt und der gerne bei dem bleibt was er hat weil er es kennt. Doch wenn ich merke dass eine Sache die ich liebe zur Gewohnheit wird und ich sie nur noch mache weil ich sie schon „immer“ gemacht habe werde auch ich nachdenklich. Diese Nachdenklichkeit und eine Saison die nicht im Geringsten so gelaufen ist wie ich sie eigentlich geplant hatte sorgten u.a. dafür das ich mein privates Umfeld meinen Stimmungen aussetzte. Ich war unzufrieden mit mir selber weil ich 2014 gefühlt ständig krank war und Trainings ausfallen lassen musste. Was habe ich die letzten Jahre in so einer Situation gemacht? Ich bin laufen gegangen, habe meine Familie für ein paar Stunden alleine gelassen und habe mich gequält. Bin weit und lange gelaufen, manchmal auch etwas kürzer und schnell. Egal, ich habe in solchen Situationen immer versucht mich selbst zu spüren und an meine Grenzen zu gehen. Wann macht man das heute schon noch wenn nicht beim Sport? Unser Leben besteht doch eigentlich zum größten Teil daraus zu arbeiten um uns Freizeit leisten zu können. Nur bleibt uns dann selten auch wirklich die Zeit uns Freizeit zu gönnen. Es ist ein Teufelskreis in dem wir uns befinden, naja oder besser in dem ich mich befinden. Um das mal so ganz deutlich zu sagen.

Ich bin mit einer Familie gesegnet die immer hinter mir steht, die mich fordert und mein Rückhalt ist. Klar ist das anstrengend nach 10 Stunden Arbeit nachhause zu kommen und nicht einmal die Chance zu bekommen sich die Schuhe auszuziehen weil man sofort von zwei kleinen Mädchen belagert wird. Diese Familie erträgt es (fast) ohne Murren wenn ich teilweise Stunden am Wochenende mit Laufen verbringe. Ich sollte mir öfter bewusst machen dass dem so ist, denke ich.

Nachdem das Laufen also erstmal als Stimmungsaufheller weggefallen ist blieb mir nicht viel. Ich war nicht ganz untätig in den vier Wochen, habe nahezu jeden Tag Krafttraining absolviert. Da ich aber nun mal Läufer und kein Kraftsportler bin war das eben nicht dasselbe. Es gab mir nicht das Gefühl dass mir das Laufen gibt.

Früher, noch vor 5 Jahren oder so konnte ich mich dafür begeistern Alkohol zu trinken. Es war nicht unüblich mit Kumpels vor der Playstation zu hocken, Musik zu hören und zu trinken. Warum auch immer ist das jetzt keine Option mehr für mich, gesellig war mich noch nie übermäßig. In meiner Jugend war Alkohol oft dann im Spiel wenn Situationen nicht so verlaufen sind wie sie es eigentlich hätten tun sollen. Vielleicht ist das ein Grund warum ich jetzt wo ich Verantwortung für eine Familie habe mehr und mehr dem Alkohol als Partydroge abgeschworen habe. Es ist nicht so dass ich komplett abstinent lebe, aber in Gesellschaft ist das keine Option mehr für mich. Zu schnell entgleisen Situationen meiner Erfahrung nach.

Alkohol in der Gesellschaft

Letztes Wochenende war ich auf der Weihnachtsfeier eines Kunden. Es war schon seltsam zu beobachten was der Alkohol mit den Menschen anstellt, ich hatte es seit gut einem Jahr oder länger vermieden bei Events die in der Regel nur einen Ausgang kennen dabei zu sein. Ich wollte mich nicht in Versuchung führen und wollte aber auch nicht mit ansehen oder miterleben wie der Alkohol das Niveau weiter sinken lässt. Klar kann das auch mal lustig sein, in kleinen Kreisen in denen man sich gut kennt und wo man nicht damit rechnen muss dass verborgenen Animositäten durch den Alkohol in Vorschein treten. Jedenfalls blieb ich bis zum Schluß, nach meiner Einschätzung nach mehr oder weniger der einzige Nüchterne. Als wir dann um 24:00 gehen mussten entschied sich der „harte Kern“ noch einen Musikpark aufzusuchen. Ich wäre besser direkt heimgefahren, aber hinterher ist man immer schlauer.

Mal abgesehen davon dass die Musik nicht meinen Geschmack getroffen hat kam es gegen Ende zu einer Situation bei der ich mir 1000% sicher bin dass sie total aus den Fugen geraten wäre wenn ich getrunken hätte. Es ist erschreckend wie viele Erwachsene Menschen heute noch meinen Autofahren zu müssen wenn sie getrunken haben. Für mich ein absolutes No-Go. Jetzt könnte man sagen die Personen gefährden ja nur sich selber…das wäre aber zu einfach und entspräche in keinster Weise der Wahrheit. Es sind meistens Dritte die zu Schaden kommen bei solchen Aktionen und auch diese Person hatte Kollegen mit im Auto. Hat also unmittelbar in Kauf genommen dass jemand zu schaden kommt. Klar, wir Sportler sind da verantwortungsbewusster könnte man jetzt sagen. Weit gefehlt! Alle drei Personen in dem Auto waren Sportler. Das bringt mich zu dem Schluss dass wir Sportler nicht zwangsläufig bessere Menschen sind denn als ich den Fahrer darauf angesprochen habe wurde er aggressiv. Ok, ich hatte ihm mit massiver Vergeltung (freundlich ausgedrückt) gedroht falls einer Person im Auto etwas passieren würde. Interessanterweise fand es keine der Personen seltsam oder falsch mit ins Auto zu steigen und am Ende des Tages war ich der Böse. Ja, Alkohol verzerrt das Bild. Ich bin heilfroh dass an dem Abend nichts passiert ist, ich hätte es mir nicht verziehen es nicht geschafft zu haben die Mitfahrer zu überzeugen. Ich bereue es heute noch, auch wenn zum Glück nichts passiert ist.

Was das jetzt mit der Laufsucht zu tun hat? Ich denke ich werde mich in Zukunft eher meiner Laufsucht hingeben als irgendwelchen anderen Süchten. Ab und an ein paar Wochen Entzug sollten helfen die Prioritäten im Leben dann wieder grade zurücken falls das Laufen überhand nimmt. Die letzten vier Wochen waren jedenfalls ziemlich anstrengend, mehr für den Kopf als für den Körper aber ich denke ich aber daraus einiges gelernt.

8 Gedanken zu „Laufsucht – das kleinere Übel!?“

  1. Ich trinke bedingt durch meine Trainingsziele auch kaum noch Alkohol und vor allem merkt man nach ein paar Wochen ohne, wie beißend beziehungsweise unlecker so ein Weizenbier mit Alkohol schmeckt, wenn man sonst immer die alkoholfreie Variante trinkt. Was die Laufsucht betrifft, so glaube ich auch, dass ich schon davon betroffen bin, aber sie ist für mich auch das allerkleinste Übel. Ich vermisse einfach das Training und werde unruhig, wenn ich es zeitlich mal wieder nicht schaffe oder ich krankheitsbedingt pausieren muss. Solange die Laufsucht aber im Grunde dafür sorgt, dass es mir gesundheitlich auf körperlicher und auch mentaler Ebene besser geht, ist das für mich alles in Ordnung. Gedanken muss man sich glaube ich dann machen, wenn man Verletzungen, Infekte etc einfach ignoriert, nur um laufen zu gehen und damit sich selbst auf lange Sicht schadet.

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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