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Dieser Beitrag wurde am 15. Dezember 2020 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

Auf der Straße herrscht Krieg. So liest man allzu oft. Dies ist ein offener Brief an alle. Fast euch an die eigenen Nase und versucht mal euch in den jeweils anderen Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen. Es könnte helfen.

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Der Autofahrer – rücksichtslos und gefährlich?

Lieber Autofahrer,
ich weiß du hast es immer eilig. Du willst möglichst schnell nach der Arbeit nach Hause weil deine Kinder zum Turnen müssen, deine Frau noch einkaufen muss oder weil du Freunde erwartest.

Da komme ich als Radfahrer auf deiner Straße natürlich echt ungelegen. Ich weiß mit meinen 30 oder 40 km/h bin ich ein echtes Hindernis, aber wenn ich könnte würde ich auch schneller fahren, das kannst du mir gerne glauben. Nur leider spüre ich jede Steigung und verliere an Geschwindigkeit und jedes Mal wenn du mich mit viel zu wenig Abstand überholst, zerren Seitenwinde an mir und bringen mich ins Wanken, rauben mir Vortrieb.

Jedes Auto oder noch schlimmer, jeder LKW der mit entgegenkommt schiebt eine enorme Menge Luft vor sich her, was mich wieder Kraft kostet. Wenn ich nicht ganz rechts fahre, dann mache ich das nicht primär um dich zu ärgern. Nein, ich mache das auch Selbstschutz. Auch vor dir! Aber eben nicht nur, denn während du ohne Probleme auch mit 100 km/h über die Risse in der Fahrbahn donnern kannst, kann jede Unachtsamkeit für mich bedeuten zu stürzen oder zumindest mein Rad zu beschädigen. Wie das enden kann, kannst du dir bestimmt ausmalen.

Soll auch ich dir was verraten? Selbst wenn du mich noch so sehr an hupst, davon werde ich nicht schneller. Echt nicht! Hey, ich fände das auch klasse! Ist aber nicht so. Ich würde auch gerne auf dem Radweg fahren, aber der ist entweder voll mit Spaziergängern oder Dreck und Scherben. Dort kann ich nicht sicher fahren.

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Ich verstehe dass es ärgerlich ist, wenn du hinter mir her schleichen musst, weil du mich nicht überholen kannst. Ich fahre ja auch schon wieder mitten auf der Fahrbahn und Gegenverkehr ist ja auch da. Ich verstehe das echt, ich bin auch Autofahrer. Nur eben jetzt grade nicht. Ich weiß wie lästig das ist, aber jetzt mal ehrlich. Wie viel Zeit verlierst du auf dem Nachhauseweg durch mich? 10 Sekunden? Ok…wenn du mehr von meiner Sorte vor dir hast, dann vielleicht eine Minute.

Sind es die 60 Sekunden echt wert sich so über mich aufzuregen? Mich zu gefährden und vielleicht wenn es blöd kommt zu Fall zu bringen, weil du zu nah vor mir einscherst oder mich beim Überholen in den Graben drängst?  Denk da doch mal kurz drüber nach.

Dein Sohn fährt irgendwann auch mal mit dem Rad in die Schule oder zur Ausbildungsstelle und wenn es blöd läuft muss er dabei auch ein kleines Stück über die Straße eines anderen Autofahrers. Ich könnte also auch irgendwie dein Sohn sein, oder? Egal, du schimpfst halt trotzdem „Kannst du verdammter Radfahrer nicht auf dem Radweg fahren?! Das ist eine STRASSE!“

Spaziergänger – immer am Trödeln?

Lieber Spaziergänger,
ich weiß wie toll sich Radwege zum Spazieren eignen, endlich weg von der Straße, weg von den Abgasen der Autofahrer, endlich nicht mehr auf den Verkehr achten müssen. Ich bin da auch ab und an zu Fuß unterwegs und ich weiß wie toll es ist sich beim Spazieren angeregt mit Freunden oder dem Partner zu unterhalten.

Alles kein Problem, es sei dir gegönnt. Ich bin auf dem Nachhauseweg, auf der Straße wurde ich gerade von Autofahrern zur Seite gehupt. Ich bin ihnen zu langsam. Ich gehöre da wohl nicht hin, soll mich auf den Radweg verziehen. Das kann ich in ihren Gesichtern lesen. Irgendwie verstehe ich sie ja auch.

Jetzt bin ich auf dem Radweg und will eigentlich nach hause und dann bist du da. Brauchst die ganze Breite des Radweges, klar du hast ja auch zwei Freunde dabei und unterhältst dich. Mein Klingeln hörst du scheinbar nicht. Ich rufe dir zu, „Achtung! Radfahrer!“ Keine Reaktion, scheint ein angeregtes Gespräch zu sein. Ach nein, du hast ja Kopfhörer im Ohr. Ok, dann kannst du mich auch nicht hören.

Sorry. Ich wollte dich auch echt nicht erschrecken und habe extra gebremst und fahre recht langsam an dir vorbei. Nervt halt auch etwas, wenn ich ständig wieder beschleunigen zu müssen nur um 100 Meter weiter wieder auf Spaziergänger zu treffen. Der nächste hört mich bestimmt…achnee der hat ja einen Hund dabei. Auch nicht besser. Schade, denn der Fußgänger hat mich in der Tat bemerkt…bekommt aber seinen Hund nicht eingefangen. Wieder bremsen…wieder beschleunigen.

Das versaut mir total den Schnitt und nervt. „Kann du verdammter Fußgänger nicht auf dem Gehweg gehen?! Das ist ein RADWEG!“

Radfahrer – vogelfreie Kampfradler?

Lieber Radfahrer,
musst du echt so rasen? Du siehst doch dass hier auch Spaziergänger unterwegs sind, oder?  Wäre auch nett wenn du klingeln und mich nicht ständig so erschrecken würdest. Ich komme grade von der Arbeit und muss nur noch schnell mit dem Hund raus, normalerweise hört der auch wenn ich rufe. Wenn du aber angerast kommst wie die gesengte Sau, dann hat er so gar keine Chance zu mir zu kommen.

Das musst du schon verstehen und nicht auch noch schimpfen nur weil du mal kurz anhalten musst, bist ja flott wieder unterwegs und mich los.

Im Dorf an der Straße mit dem Hund spazieren gehen ist auch nix, da kann er nicht frei laufen. Zu viele Autos. Zu viel Abgase. Ich bin lieber hier mit ihm, da sind die Felder nicht weit und wir haben unsere Ruhe. Na ja bis du angesaust kommst und mich zur Sau machst weil ich nicht weiß in welche Richtung ich ausweichen soll. Ist echt nicht so einfach da zu reagieren, bei deinem Tempo. Könntest dich auch ruhig mal bedanken wenn ich dich vorbei lasse. Klar musstest du bremsen und hast Zeit verloren.

Wie viel Zeit verlierst du auf dem Nachhauseweg durch mich? 10 Sekunden? Ok…wenn du mehr von meiner Sorte vor dir hast, dann vielleicht eine Minute. Sind es die 60 Sekunden echt wert sich so über mich aufzuregen? Mach doch einfach langsamer, wir haben beide nichts davon wenn du mich umfährst oder dich in der Hundeleine verfängst. Ist es das wert einen Sturz zu riskieren? Da verlierst du definitiv mehr Zeit, vom Schmerz mal ganz abgesehen. Aber weißt du was?

„Kannst du verdammter Radfahrer nicht auf der Straße fahren wenn du es eilig hast?! Das ist keine RENNSTRECKE!“

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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