Dieser Beitrag wurde am 16. Mai 2020 veröffentlicht und zuletzt am 15. Juli 2024 von Sascha aktualisiert
Bereits am 09.04.2020 wurde der Andorra Ultra Trail Vallnord durch den Veranstalter abgesagt, die Gründe dürfte wohl jedem klar sein. Die Corona Pandemie…klar. So weit so gut. Der AUTV ist wohl weder die erste noch die letzte Veranstaltung die dem Virus zum Opfer gefallen sein wird. Wer mehr über den AUTV erfahren möchte, der schaut entweder auf deren Webseite vorbei, oder hört sich die Trail Running Podcast Episode mit Anke und Tobi an.
Die Reaktionen auf die Absage des AUTV scheinen wohl, gelinde gesagt mit unter sehr extrem gewesen zu sein. Man kann nur erahnen wie viel die Veranstalter nach der Absage unter Feuer standen, die heute veröffentlichte Mitteilung auf der Homepage spricht aber Bände. Der Andorra Ultra Trail Vallnord wird nicht nur verschoben, nein er wurde heute offiziell begraben. Der AUTV 2019 war somit die letzte Austragung.
Und warum? Nach der Absage der diesjährigen Ausgabe, sprang offenbar der Hauptsponsor ab. Es fand sich kein neuer Sponsor der das Orga Team des Andorra Ultra Trail Vallnord unterstützen wollte. Nicht ganz unverständlich in diesen unsicheren Zeiten. Ohne Sponsor, kann so ein großes Event allerdings nicht stattfinden. Nach eigenen Angaben blieb das Orga Team dann auf gut 60.000€ bereits getätigter Ausgaben sitzen und waren nicht in der Lage alle Meldegebühren zurückzuzahlen. Daraufhin folgte ein Shitstorm gegen das Team, welcher wohl ziemlich eskalierte. Mehr lest ihr am Besten selbst in der von mir übersetzten Mitteilung des Veranstalters.
Wie weit sind wir denn bitte, wenn sich ein Veranstalter beleidigen lassen und zur Polizei gehen muss, weil er sich nicht anders gegen eine Diffamierungskampagne zu wehren weiß? Und das weil er nicht alle Meldegebühren zurückzahlen konnte? Jeder Veranstalter hat mit Tag 1 der Planung bereits Ausgaben in irgendeiner Form. Das sollte man sich einfach mal zurück ins Gedächtnis rufen, wenn man das nächste Mal schimpft weil man nicht 100% ersetzt bekommt. Wie siehst du das, hast du Verständnis für eine der beiden Seiten?
BYE-BYE AUTV AND THANKS
Heute ist ein düsterer Tag für uns, denn wir müssen mitteilen, dass wir die Organisation des Andorra Ultra Trail Vallnord nicht fortsetzen werden. Das große Abenteuer, das 2009 begonnen hat, endet heute, und in Zukunft wird es keine weiteren Ausgaben der Veranstaltung mehr geben. Wir haben viel nachgedacht und alle Optionen diskutiert, bevor wir diese Entscheidung getroffen haben, aber wir befinden uns in einer Situation, die es uns unmöglich macht, die Veranstaltung in den kommenden Jahren zu organisieren.
Zuallererst, und für uns am wichtigsten: Wir möchten allen Läufern, Freiwilligen, Sponsoren, Mitarbeitern und Mitbürgern danken, die uns die ganze Zeit unterstützt haben. Ohne Sie wäre dieses große Abenteuer nicht möglich, und wir werden die guten Erinnerungen an die gemeinsam verbrachten Momente bewahren.
Die Gründe, die uns zu dieser Entscheidung bewogen haben, sind zwei: wirtschaftliche, aber vor allem moralische.
Wie Sie wissen, haben wir vor dem Hintergrund einer außergewöhnlichen Krise und der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Unsicherheit beschlossen, die Ausgabe 2020 abzusagen, um die Sicherheit all unserer Läufer zu gewährleisten.
In dieser Zeit hat uns die Nichtzahlung unseres wichtigsten Sponsors in eine unhaltbare wirtschaftliche Situation gestürzt, die es unmöglich machte, die gesamte Anmeldegebühr zurückzuerstatten. Tatsächlich konnten wir nach 8 Monaten Vorbereitung der Veranstaltung und ohne diesen Sponsor nicht mehr als 70% der Anmeldungen an unsere Läufer zurückerstatten. Wir konnten uns auch nicht die Startnummer für 2021 sichern, da wir den Hauptsponsorenvertrag nicht unterzeichnet hatten.
Mit dieser Situation hatten wir einen Verlust von etwa 60.000 Euro. Wir waren jedoch bereit, den Verlust zu übernehmen, damit die Veranstaltung fortgesetzt werden konnte.
In der Zwischenzeit begann jedoch eine Diffamierungskampagne, und die Namen der Veranstaltung und unserer Familie wurden durch den Dreck gezogen, und wir erhielten sogar persönliche Drohungen, die wir bei der Polizei angezeigt hatten.
Es ist also der Mangel an moralischer Unterstützung, der uns schließlich dazu veranlasste, die Entscheidung zu treffen, die Organisation der Veranstaltung nicht fortzusetzen; wir waren nicht bereit zu kämpfen. Sie haben uns die Flügel abgeschnitten; niemand ist in seinem eigenen Land ein Prophet…
Obwohl der Andorra-Ultra-Trail Vallnord beendet ist, behalten wir die guten Erinnerungen an die 11 großartigen Ausgaben, die wir hatten, und vor allem an all jene, die uns auf diesem Weg begleitet haben:
- Unsere Läufer aus der ganzen Welt, die dem Ereignis immer treu geblieben sind, mit denen wir starke Emotionen geteilt haben und die wir jeden Sommer wiedersehen wollten (für die wir Wiedergutmachung suchen)
- Unsere Freiwilligen, die mit Lächeln und Engagement im Laufe der Jahre eine Stütze des AUTV gewesen sind und mit denen wir eine Familie gegründet haben
- Unsere Sponsoren und Partner, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre, und mit denen wir seit 2009 Hand in Hand arbeiten
- Unsere Mitarbeiter, die die Ausgabe 2020 vorbereitet hatten und während der Gefangenschaft hart gearbeitet hatten, um alle Anträge auf Rückerstattung, manchmal unter Beleidigungen, zu beantworten, waren bereit, ihre ganze Energie in die Veranstaltung im nächsten Jahr zu stecken und sind nun arbeitslos.
- Die Mitglieder unseres Teams, die mit Professionalität alles getan haben, um die Sicherheit der Läuferinnen und Läufer während dieses grossen Sportfestes zu garantieren, ohne das medizinische Personal und die Präventivmassnahmen zu vergessen.
- Das Dorf Ordino, das die ideale Umgebung und Atmosphäre bot
- Unsere geliebten andorranischen Berge, von denen wir jeden Winkel erkundet haben und auf die wir stolz sind, dass wir Sie entdecken lassen konnten
- All jene, die durch ihre Anwesenheit bei uns, ihre Ratschläge, ihre Botschaften der Ermutigung und ihre Unterstützung dieses große und schöne Abenteuer möglich gemacht haben
Wir danken Ihnen von ganzem Herzen, und wir zweifeln nicht daran, dass wir uns bald auf den Wegen dieser weiten Welt begegnen werden.
Quellennachweis
- https://www.andorraultratrail.org
- Foto: Lluis Toll
Ich habe auch durchaus für beide Seiten Verständnis.
Ich finde es aus Sicht der Veranstalter auch sehr gut verständlich, dass man sehr grosse Ausgaben hatte, diese nun nicht einfach rückgängig machen kann und deshalb das Startgeld nicht einfach so zurückerstatten kann, auch wenn man noch möchte.
Auf der anderen Seite ist es jedoch so, dass der Teilnehmer einen Betrag bezahlt hat und für diesen eine Leistung, nämlich die Teilnahme am Event, erwartet. So wie dies nun viele Veranstalter machen, wälzen sie einfach das ganze Risiko auf die Teilnehmer ab. Wenn ich ein Auto bestelle, der Händler dieses importiert und auf dem Platz parat stellt, es aber vor der Übergabe an mich abbrennt, hat er auch schon viel investiert, ich habe aber das Fahrzeug bezahlt und soll nun einfach kein Auto und kein Geld oder nur eine gewisse Rückerstattung haben? Das kann ja auch nicht gehen.
Die immer wieder zitierte „Höhere Gewalt“ bedeutet nicht einfach, dass das gesamte Risiko auf den Teilnehmer abgewälzt werden kann, sondern regelt lediglich, dass bei höherer Gewalt eben keine der beiden Parteien auf der Erfüllung des Vertrages beharren kann. Schlussendlich haben Veranstaltungen eine Veranstalterrisiko, genau wie ich ein Risiko als Teilnehmer habe (Krankheit, Unfall, sonstige Unmöglichkeit der Teilnahme), welches ich nicht auf den Veranstalter abwälzen sondern selbst absichern muss.
Dies alles gesagt, ist es doch so, dass es sich bei allen von mir bisher besuchten Veranstaltungen um Non-Profit-Veranstaltungen handelt. Der Startbeitrag deckt nur einen Teil der Kosten und die Veranstalter verdienen nichts am Anlass. Aus diesem Grund handelt es sich beim Startbeitrag also aus meiner Sicht eher um so etwas wie eine „Spende“ an den Veranstalter, damit er den Anlass überhaupt durchführen kann. Die meiner Meinung fairste Lösung ist also, dass beide Seiten Federn lassen: Der Veranstalter zahlt einen Teil des Betrages zurück (soviel halt möglich ist) und der Teilnehmer verzichtet auf den anderen Teil, ausserdem sichert der Veranstalter dem Teilnehmer den Startplatz für nächstes Jahr zu.
Abschliessende Anmerkung: Den Veranstalter persönlich, soger noch seine Familie, anzugreifen, geht natürlich absolut gar nicht.
Ich habe Verständnis für beide Seiten. Nun ja, in irgendeiner Form jedenfalls.
Bei Veranstaltung die sehr teuer sind (Ironman z.B.) verstehe ich durchaus das man einen Teil des Geldes zurück möchte.
Als Veranstalter wird mir ganz anders. Ich wüsste nicht, wie wir 100% der Startgebühr zurück erstatten sollten, weil es faktisch gar nicht geht. Es müssen ja Dinge gezahlt werden usw.
Wenn die Teilnehmer dann noch gegen dich gehen, sodass du deinen eigenen Lauf begraben musst…..der Horror.
Persönlich halte ich es so. Ich will meine Startgelder nicht zurück.
Wenn es bei Läufen die Möglichkeit gibt, sich für einen virtuellen Lauf anzumelden, tue ich das meist, um so zu helfen, das man sich über Wasser halten kann :)
Hallo Katrin,
bei wirklichen teuren Veranstaltungen bin ich da voll und ganz bei dir. Wer für einen Wettkampf mehrer Hundert Euro ausgibt, der will da verständlicherweise etwas von haben. Die meisten Veranstalter die ich so kennen, schließen eine Erstattung allerdings von vorne herein aus, sodass ich mir dessen bei der Anmeldung auch bewusst bin. Das ist das Risiko das ich trage. Wenn ich krank werde und nicht starten kann, ist mein Geld ja auch weg. In aller Regel sind die Veranstalter dann aber eben auch so kulant und sorgen in irgendeiner Form für Ersatz.
Jetzt in Zeiten von Corona ist es aber eben nicht die Schuld des Veranstalters, wenn sein Event abgesagt werden muss. Das dürfte dann die viel beschriebene höhere Gewalt sein. Da kann man sich dann in meinen Augen als Teilnehmer durchaus ärgern, aber beleidigend werden geht gar nicht. Vielen Menschen dürfte einfach nicht bewusst sein, dass die meisten Kosten wohl nicht erst am Veranstaltungstag entstehen.
Gruß
Sascha