Dieser Beitrag wurde am 30. August 2017 veröffentlicht und zuletzt am 25. November 2019 von Sascha aktualisiert

Eine Woche ist sie nun fast schon her, die Premiere des 1. Hunsbuckeltrail im, ihr werdet es ahnen, Hunsrück. Den Hunsrück an sich werde ich jetzt hier nicht mehr vorstellen, den einen oder anderen Laufbericht zu diesem deutschen Mittelgebirge in meiner direkten Nachbarschaft findet ihr ja hier im Blog schon.

Wie es bei mir in 2017 ja schon fast zum guten Ton gehört, kommt vor meinen Ultraläufen immer irgendwas dazwischen. Vor dem HuBuT war es mein Umzug, welcher mich die komplette Woche davor und auch bis quasi heute beschäftigte. Mein Tapering (das ich eigentlich eh nicht so wirklich durchziehe) bestand aus vielen Kilometern Treppentraining mit Kisten und Möbeln im Schlepptau. Im Peak am Hauptkampftag waren es knappe 14 km und 136 Stockwerke, alles andere als eine gute Erholung. Da ich keine Zielzeit hatte die es galt beim HuBuT zu erreichen, heule ich hier aber auch nicht weiter um. Das Leben ist wie es ist und viele Dinge haben eben eine höhere Prio als die Laufferei. So nahm ich mir also am Rennsonntag quasi umzugsfrei und stand gegen halb fünf auf, zuvor hatte ich versucht meine Laufsachen im Umzugschaos zu finden. Streckeninfos und Startzeit holte ich am Vorabend ein, ebenso die Verteilung der VPs, was ja nicht ganz unwichtig ist wenn man sich auf einen langen Tag einstellen muss. Langer Tag ist ein gutes Stichwort; ich plante von Anfang an mal mit mindestens 12 Stunden für die 63 km lange Ultrastrecke. Warum so lange? So langsam bin ich ja nun eigentlich auch nicht, selbst ohne (vernünftiges) Training konnte ich den FiNaMa mit seinen 80 km noch unter 12 Stunden finishen.

Die Antwort ist recht einfach, irgendwann im Laufe des Jahres kam das Organisationskomitee des TuS Laubach, dem Veranstalter des Hunsbuckeltrails auf mich zu und fragte mich ob ich nicht Interesse hätte den Schlussläufer zu machen. Natürlich musste ich nicht lange überlegen und sagte zu.

Ich mag es zwar als letzter im Feld zu laufen, ganz ohne Druck laufe ich dabei allerdings nicht. Ich werde, immer rund um solche Events dann häufig gefragt warum ich das Ganze mache und höre dann auch immer wieder Sätze wie „das würde ich auch gerne machen, da hab ich endlich mal keinen Stress oder Zeitdruck auf der Strecke“. Liebe Leute, da muss ich euch enttäuschen. Klar muss ich als Schlussläufer nicht so sehr darauf achten wie schnell ich unterwegs bin, weil im Grunde eh jeder Helfer an Straßen oder VPs auf mich wartet, aber genau das erzeugt dann auch wieder einen gewissen Druck. Erst wenn ich durch bin, haben die vielen freiwilligen Helfer Feierabend. Als Schlussläufer muss man von Anfang an langsam laufen (wenn man mit dem Feld startet) und ich komme dabei selten in meinen Rhythmus. Man trottet also dem Letzten im Feld hinterher, darf ihn dabei aber nicht zu sehr stressen wenn er knapp am CutOff läuft. Auf der anderen Seite muss man aber die Uhr immer im Blick haben und bedenken, dass die wenigsten Teilnehmer hintenraus schneller werden. Man muss also schauen dass man den letzen nicht zu langsam werden lässt, ihn aber auch nicht dazu drängt sich zu verausgaben. Zu Beginn läuft man also meist weit unter seinen Möglichkeiten, lässt sich an den VPs viel Zeit, quatscht mit den Helfern, macht Späße und futtert als Zeitvertreib. Oft ist es so, dass ich als Schlussläufer zumindest einen Teil der Streckenmarkierung einsammeln musste und somit auch dann eher so gar nicht in meinen Rhythmus gefunden habe. Bei allem Spaß den ich in dieser Funktion immer hatte, es ist halt eben doch kein lockerer langer Lauf sondern eine ungewohnte Belastung. Diese ungewohnte Belastung, ist auch der Grund warum ich immer etwas schmunzeln muss, wenn man mir dann auf der Strecke sagt, dass man eh immer so langsam sein wie der Schlussläufer und die Aufgabe dann eh gleich mit übernehmen könnte. Doof nur dass man als Schlussläufer halt nicht so langsam sein sollte weil man eh nicht schneller kann, sondern weil man es mit voller Absicht ist. So, jetzt aber genug Selbstbeweihräucherung und Erklärung warum ich der weltbeste Schlussläufer von Welt bin.

Der Tag der Tage.

Ich fuhr also am Sonntag so von daheim los, dass ich in etwa gegen 06:00 am Start- und Zielbereich sein sollte. Ein Stunde vor Start sollte genügen um mich noch kurz mit Torsten abzustimmen was genau mich auf der Strecke erwarten und vor allem was er als Orga Chef von mir erwarten würde. Viel Anweisungen bekam ich nicht, lediglich den Hinweis dass ich nur in dem Bereich in dem die 63er alleine auf der Strecke sein würden auch abmarkieren sollte. Den CutOff sollte ich nur so grob überwachen, sprich wenn ich der Meinung wäre, dass ein Teilnehmer trotz leichter Überschreitung der Zeiten dennoch ins Ziel kommen würde, sollte ich ihn weiter laufen lassen. Sehr faire Linie, wie ich finde. Der einzige Nachteil für diese Läufer (und dann auch mich) wäre gewesen, dass der VP in Kastellaun schon ab 17:30 abgebaut werden würde und wir somit einen VP weniger haben würden. Bei 5 VPs auf 63 km kam ich allerdings auch nie in die Verlegenheit trocken zulaufen, trotz nur 1 Liter in den Softflasks.

Ich holte also meine Startunterlagen ab, begrüßte viele bekannte Gesichter und richtete meinen Kram. Kurz vor dem Start lernte ich dann auch Andre kennen, einen der Söhne von Tanja aus dem Orga Team der an dem Tag „meine“ Radbegleitung sein sollte. Eine Gute Sache hier noch einen Radfahrer dabei zu haben, ersten war ich so nicht ganz alleine auf der Strecke, zweitens hatte ich einen Rucksack (den ich nicht auch noch schleppen musste) in dem ich die Markierungen zwischenlagern konnte und drittens konnte Andre so das eine oder andere mal vorfahren und die „Lage“ erkunden. Er konnte zwar nicht die komplette Strecke neben oder hinter mir fahren, weil einige Abschnitte einfach zu technisch gewesen wären, aber wir trafen uns dann eben etwas weiter vorne auf der Strecke wieder. Theoretisch hätte ich ihn auch als „Wasserträger“ missbrauchen können, was ich aber nicht getan habe.

Der Start.

Vor dem Start gab es ein kurzes Briefing und ein paar Worte von der Orga und dem Bürgermeister von Laubach, der austragenden Gemeinde. Da „wir“ Läufer ja wenn wir an der Startlinie stehen am liebsten sofort loswollen, beeilte sich die Orga etwas. Kein Wunder, sind es doch alles erfahrene Läufer und zum Teil sogar Ultraläufer. Aus der Szene für die Szene sozusagen und nach einem kurzen Countdown (glaube ich zumindest) ging es dann auch schon auf die Strecke. Wie gut diese Premiere schon unter den TRail- und Ultraläufern angekommen ist, zeigt dass der TuS die Anmeldung nach 450 Teilnehmern schließen musste umd das Feld nicht zu groß werden zu lassen. Am Start des Ultras standen dann knapp 120 Trailer, mit dabei Spitzenläufer die Martin Schedler und Matthias Krah Max Kirschbaum musste leder recht kurzfristig wegen Krankheit absagen. Der Lauf war also bei den deutschen „Werksläufern“ angekommen und wurde mit Spannung erwartet. Auch wenn mich als back-of-the-pack eher weniger interessiert wer da vorne das Rennen macht, ist es ein gutes Zeichen wenn auch starke Läufer solche Läufe wahr- und auch daran teilnehmen.

HuBUT Start bis Kilometer 17,5

Andre und ich warteten noch kurz bevor wir dem Feld hinterher trotteten und merkten schon vom ersten Kilometer an, dass wir uns heute echt viel Zeit lassen können würden. Obwohl der Schluss des Feldes noch gute 2-3 Minuten über dem (oder unter, wie man es eben sieht) Cut Off blieb, waren wir zwei immer zu schnell unterwegs. Es dauert auch nach kurzen Pausen nie lange bis wir wieder aufgeschlossen hatten, alleine wäre es mir vielleicht gelungen langsamer zu laufen, aber Andre wäre wohl plump vom Rad gefallen wären wir noch langsamer gewesen. Merke; das nächste Mal geben wir dem Feld 10 Minuten Vorsprung. Mindestens.

Schon nach etwa 20 Minuten bekamen wir einen Anruf; „lasst euch Zeit da kommt gleich noch einer von hinten“. Ein Läufer war wohl etwas später am Start und durfte uns dann noch hinterher laufen. Kein Problem soweit da wir auf dem ersten Teil der Strecke ja noch nicht abmarkieren sollten. Ungefähr im Bereich der Hunsrück-Kaserne, ca. km 6-7 kam er dann auch schon von hinten angedüst und wir trafen auf Torsten und Jean-Pierre von der Orga. Irgendein Doofmann hatte hier ein paar Flatterbänder umgehangen und somit den Streckenverlauf verändert. Hier ein Lob an die Orga die diesen Missstand flott beseitigten!

Da wir bis dahin immer die selben beiden Läufer vor uns in Sicht- und Rufweite hatten, hielten wir an der Kaserne und am Beller Bahnhof an und unterhielten uns. Am Straßenübergang Beller Bahnhof verloren wir dann die beiden Läufer (bzw. Läufer und Läuferin) aus den Augen und konnte die beiden somit ohne sie zu hetzen in sicherer Entfernung „verfolgen“.

Prompt klingelt das Telefon erneut; noch ein Läufer der es am Vortag auf einer Hochzeit hat krachen lassen und dann ein paar Problem mit dem Aufstehen hatte…dass er aus dem Hunsrück kam brauche ich denke ich nicht zu erwähnen. Andre und ich entschieden uns am VP 1 auf ihn zu warten. VP1 war in etwa bei km 15 an der Burgruine Baldiunseck. Wir brauchten fast 40 Minuten für diesen Kilometer, die Pause am VP mit eingerechnet versteht sich. Ich trank dort gemütlich eine oder zwei Kaffee und frühstückte in Ruhe. Danke an dieser Stelle für den Kaffee, den gab es nämlich offiziell überhaupt nicht.

Andre und das freundliche VP Personal :)

HuBUT Kilometer 17,5 bis 47

Wir warteten also auf den Läufer und vertreiben uns die Zeit am VP. Kurz nach ihm saatelte Andre sein Rad und wir machten uns wieder auf in Richtung Ziel bzw. als erstes in Richtung Streckenteilung. Bei km 17,5 teilte sich die Strecke in die 37 und 63 km Variante, ab hier begann dann auch unsere Arbeit. Torsten und Tanja hatten am Start noch gemeint wir müssten nicht jeden Markierung entfernen, würden wir eh nicht schaffen da sie sehr großzügig markiert hätten. Ich persönlich hätte aber echte Probleme damit gehabt nur jede zweite oder dritte Markierung einzusammeln und die anderen hängen zu lassen, ergo haben wir alles eingesammelt was wir so am Wegesrand gefunden haben. Das bedeutete dann eben, dass an Laufen nicht wirklich zu denken war, denn die Markierungen waren zum allergrößten Teil maximal 300 Meter von einander entfernt. Der Rhythmus war also

Schere in die Hand nehmen und Finger in die Löcher stecken (ich wollte die kleine Schere im Falle eines Sturzes schnell los werden und mir nicht die Finger brechen) – Flatterband abschneiden – Flatterband in die Seitentasche meines Rucksacks stecken – Finger aus der Schere nehmen – antraben – nächstes Flatterband anvisieren – Bremsvorgang einleiten – Schere in die Hand….

Kurz vor der Streckenzusammenführung bei km 47 kam dann die Ansage, dass wir zum letzten Läufer aufschließen sollen und Andre gab seinem Drahtesel die Sporen. Das ist dann der Vorteil wenn man eine Radbegleitung dabei hat, Andre war einfach schneller und fuhr ans Feld heran. Ich packte derweil meine Stöcke aus und gab ebenfalls Gas um, Endspurt bei km 47 von 63 quasi.

Den letzen VP in Kastellaun verpasste ich dann um knappe 15 Minuten, er wurde um 17:30 abgebaut und ich ging (geplant) leer aus.

An Hand der Grafik aus runalyze.de sieht man schön, dass wir die ersten 47 km deutlich über den Cut Off von 12 Stunden (11:26 min/km) lagen, die letzten 16 km habe ich dann gute 15 Sekunden pro km auf den Gesamtschnitt rausholen können. Ich war also durchaus am Pumpen auf den letzten Kilometern, sieht man aber dank fehlendem Pulsgurt nicht.

Knappe 2 km vor dem Ziel lief ich dann wieder auf Andre, Elke und Alexander auf. Die beiden schlenderten zusammen ins Ziel und „freuten“ sich entsprechend als der Schlussläufer von hinten an kam. Ich bestach sie mit einem Müsliriegel und wir waren wieder Freunde, die letzten 1500 Meter spazierten wir also quasselnd ins Ziel. Selbstverständlich lies ich den beiden im Zielkanal den Vortritt, meine Aufgabe war es schließlich Letzter zu werden.

Mein Fazit zur Premiere des HuBUT?

Die Orga war in meinen Augen quasi perfekt, selbst wenn es im Hintergrund Schwierigkeiten gegeben haben sollte, so habe ich davon nichts mitbekommen.

Die Strecke war sehr abwechslungsreich und technisch nicht zu fordernd, so dass man den Lauf auch durchaus währenddessen genießen kann und nicht nur danach. Highlights wie die Geierlay oder der Dillaysteig runden die Strecke ab.

Die Markierungen waren zum allergrößten Teil mehr als ausreichend, es gab wohl ein paar Stellen an denen sich der eine oder andere Läufer verlaufen hat. Ich bin allerdings der Meinung, dass Streckenfindung auch immer irgendwie zu einem Trail dazu gehört und im späteren Verlauf eines Ultras wird man eben auch schon mal etwas unaufmerksam.

Kurz gesagt, mit dem HuBut fand dieses Jahr ein Lauf statt der gerne fortgeführt werden darf. Er bereichert das Angebot in der Region und bietet mit den drei Strecken 13, 37 und 63 km im Grunde für jeden etwas. Die Ultrastrecke ist lang genug um fordernd zu sein, aber kurz genug um niemanden abzuschrecken. Es gibt in meinen Augen schon genug Läufe >100 km oder gar >100 Meilen, dafür aber eben Nachholbedarf im Bereich Marathon bis 100 km. Diese Lücke könnte der HuBut gut füllen, ich würde es mir wünschen.

Wie es mir quasi live ergangen ist, habe ich mal wieder in einer kleinen Podcastepisode festgehalten.

https://www.trailrunnersdog.de/trp022-die-premiere-des-hunsbuckeltrail/

Weitere Blogbeiträge zum HuBuT

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5 Gedanken zu „Wenn der Hunsrück ruft! – 1. Hunsbuckel Trail“

  1. Hey Sascha,
    vielen Dank für den ausführlichen Bericht, die tollen Bilder und natürlich die Erwähnung! Ich kann dir nur zustimmen, es war eine tolle Veranstaltung! Ich freue mich schon auf das nächste Jahr und werde bis dahin an meiner Zeit feilen!
    LG Jörg

    1. Hey Jörg,

      nichts zu danken :)

      Ich bin mal gespannt wo die Reise mit dem HuBuT hingeht. Wenn du weiter dran bleibst, dann wirst du dich quasi von alleine verbessern. Btw. steht ja noch unser gemeinsamer Lauf aus ;)

      Gruß
      Sascha

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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