Dieser Beitrag wurde am 3. Oktober 2016 veröffentlicht und zuletzt am 10. September 2019 von Sascha aktualisiert

Zu Beginn meiner „Laufkarriere“ bin ich des öfteren von daheim aus zur Burg Pyrmont gelaufen, hab dort meine Runde gedreht und bin zurück. Damit kam ich auf zwischen 20 und 25 km, je nach Schleifenvariation die ich dort gelaufen bin. Zu der Zeit unheimlich weit, zumal ich mich hier noch nicht auskannte und die Dörfer an denen ich vorbei lief nicht kannte. Typisches Phänomen wenn man seine Umgebung nicht kennt, die Strecken scheinen ungeheuer weit zu sein. Dass dieser mordsmäßig lange Zuweg grade mal 5 km von der neuen bzw. knapp 7 von der alten Wohnung lang ist, spielte bei den ersten Touren zur Burg Pyrmont keine Rolle, es war sowohl wege- als auch distanzmäßig Neuland damals. Irgendwann wurde ich dann „Trailrunner“ und lief nur noch in Schuhen durch die Gegend die absolut keinen Meter Asphalt vertragen ohne dass sich die Sohle SOFORT in Staub auflöst. Door2Trail Läufe waren also gestorben. Schade, aber wer ein krasser Trailrunner sein will, der muss eben auch Opfer bringen. So fuhr ich lange Zeit die paar Kilometer zum Trail, stellte mein Auto dort auf dem Parkplatz ab und zog meine hyperspezialisierten Trailgeschosse an. Gaspedal vertragen sie nämlich auch nicht und Autoteppich ist pures Gift für die Traktion.

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Zu Fuß zum Ziel

Heute kam mir mal wieder die Idee doch das Auto daheim stehen zu lassen und per pedes zur Burg zu laufen, wie früher. Oldschool sozusagen. Ich erinnerte mich noch daran wie ätzend ich die paar Kilometer Zuweg zur Burg immer fand, das mag auch ein Grund gewesen wein warum ich den Quatsch mit dem Door2Trail dann gelassen habe…wer weiß das schon noch. Die Besinnung auf alte Werte, könnte auch damit zu tun haben dass ich als Mieter jetzt keinen eigenen Parkplatz mehr habe und ab und an diverse Runden drehen muss bis sich endlich irgendein Spacko erbarmt von „meinem“ Parkplatz zu verschwinden. Nunja wie dem auch sei packte ich dann also heute meine sieben Sachen, sprich Vest Pack inkl. zwei Flaschen Wasser, lud die Rennschnecken-Fatboysrun-Episode und jede Menge In Flames aufs Handy und lief los. Unten kurz, oben mit Langarmshirt und Regenjacke – nasser Herbst ist ein Arsch.

Die ersten Kilometer geht es bergab bzw. durch den Ort und durch Felder bis man dann irgendwann in (fuck wie heißt das Kaff noch gleich) ähm Pillig ankommt. Pillig ist der letzte Ort vor der Burg Pyrmont und dürfte damals ziemlich gebeutelt gewesen sein mit der nahen Burg ihres Lehnsherren. Heute scheint es Pillig nicht mal so schlecht zu gehen und es hat sich wohl von der Knechtschaft erholt. Ich trabe also weiter durch den Ort, überquere die Hauptstraße (immer lustig das so zu nennen bei grade mal 443 Einwohnern) und laufe wieder aus dem Ort. An dieser Stelle dürfen sich die ITler und webaffinen unter euch einen SSL Witz einfallen lassen der passt…mir fällt nämlich ums Verrecken grade keiner ein.

Pillig? Klingt komisch, ist aber so.


Nach Pillig sind es noch ein paar hundert Meter an der Landstraße entlang bevor man die Wahl hat direkt auf die Burg zuzulaufen oder aber eben diese Straße zu queren und dem Traumpfad Pyrmonter Felsensteig zu folgen. Meine Wahl war bisher immer und bis auf extrem wenig Ausnahmen der direkte Weg zur Burg, denn der Teil durch die Felder auf dem Traumfpad sind mal so was von ätzend… Ihr kennt solche Wege alle bestimmt.

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Nunja…solche Wege „müssen“ halt auch mal sein, trainiere dass was du nicht magst um stärker zu werden bla bla bla.

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Dort oben mag die Aussicht ja ganz toll sein, wenn man Wanderer, es Frühjahr ist und der Himmel klar und die Sicht weit ist. Wie ihr erkennt, war heute keines davon der Fall. Außer Unmengen an Wanderern war dort heute nix „spektakuläres“ zu sehen und selbst deren Anblick hielt sich in Grenzen. Ein Aufruf an die Jungen und Schönen – Geht mehr wandern!

Nach knapp 9 km war dann auch endlich der Trail am Horizont zu erahnen.

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Mit großer Vorfreude zog ich das Tempo etwas an und mittlerweile gaben die Jungs um Anders ihre Lieder zum Besten. Hatte ich doch deren letztes Album aus dem Jahre 2014 (Siren Charm) total verpasst. Kann man das glauben? Das war das Jahr als ich mein Metal Hammer Abo nach fast 13 Jahren gegen das Trail Abo getauscht hatte… Tjoa selber schuld Sascha!

Mein Traumwald an der Burg Pyrmont

Und genau hier, im Wald um die Burg Pyrmont erlebe ich immer wieder warum ich so verdammt gerne im Wald bin. Der Geruch, die Farben, die Stille (sieht man mal von Anders‘ sanftem Stimmchen ab). Das Gefühl nassen Waldboden, alte und neue Blätter, Äste und Steine in den Fingern und unter den Sohlen zu spüren. Nehmt einfach auch eine Prise…

Die Treppen sind übrigens für den Daniel von Endurange, mir ist zu Ohren gekommen dass er seine beim Heldenlauf umgangen hätte! Tu das nie wieder!

Auf der einen Seite mag ich es ja wenn ich alleine im Wald bin, auf der Anderen sind die Blicke der Wanderer immer genial wenn man sie bergauf überholt.

Nunja, so ziemlich beim ersten Downhill hinunter in mein grün-gelbes Paradies merkte ich dass es weniger schlau war nur eine kleine Schüssel Müsli zu futtern. Hatte ich ja zum Glück erst bei Ansgar gelesen dass das in die Hose gehen kann und trotzdem nix drauf gelernt. Ich spürte also wie mir nach jedem knackigen und schnelleren Downhill die Beine zitternd zu verstehen gaben dass sie heute nicht so wollten wie ich, die Konteranstiege waren ebenso kraftlos.  In den Flaschen nur Wasser und keine Notfallenergie dabei, quasi nüchtern und nach dem Trail noch Tada… 5 km bis heim. So langsam wurde mir wieder klar warum ich sonst mit dem Auto „anreise“. Auf dem Trail auspowern und dann ins Auto fallen und auftanken.

Nüsse, Nüsse, Nüsse

Zum Glück hatte die Burg Pyrmont noch geöffnet und ich meinte dort beim letzten Mal eine Art Burgladen gesehen zu haben. Ich also dort hin geschlappt, lag ja eh auch dem Weg und rein in den Laden. Außer Eintrittskarten und Souvenirs gab es dort ähm nix… doch einen Kühlschrank mit Getränken hatten sie dort stehen. Ich wollte allerdings etwas zu beißen und frug (oder fragte…) nach einem Schokoriegel mit Erdnüssen (Das Wort Snickers vermeide ich jetzt wegen der Werbung und so). Der junge, kaum deutschsprechende junge Mann hinter dem Dresen zeigte auf die Snacks die sich vorrätig hatten. Meine Augen begannen zu leuchten als ich das Studentenfutter sah, denn ganz ehrlich dieses Nuss-Traubenmischungen werden so langsam zu meinem Trailfood Nr. 1. Ich weiß echt nicht wann ich das letzte Mal einen Riegel gekauft habe. Als ich genauer hinschaute erkannte ich dass es 500g Packungen waren, etwas viel für den kleinen Hunger zwischendurch. Als ich dann auch noch sah dass 100 g fast 1€ kosten sollten wurde mir kurz schlecht, ich kaufte sie aber dann doch und verließ mit einem halben Kilo Nüssen den Laden. Laufend und kauend.

Ich überlegte wieviele Nüsse ich wohl essen müsse damit ich die Packung in mein Vest Pack bekommen würde und vor allem wie viele ich essen könnte ohne dass mir speiübel werden würde. Bei dem Preis stand außer Frage auch nur eine Nuss zu vergeuden! Weiterhin futternd und laufend ging es also weiter, und zum Glück verfügte die Großpackung Studentenfutter um einen Klebestreifen zum Wiederverschließen, der ihr werdet es ahnen wohl halten mag wenn die Packung still in der Küche steht aber eben nicht wenn man damit durch den Wald rennt. Also weiter futtern um Druck von der Packung zu nehmen. Hunger hatte ich keinen mehr mittlerweile.

Nüsse? am Arsch!

Irgendwann passte die Packung dann in die Taschen meiner Laufhose, wippte aber so dermaßen dass das auch keine Lösung war. Mit einem 300 g Entenarsch läuft es sich echt mist…Also weiter gefuttert und einen Teil der Nüsse in den Gefrierbeutel in dem ich das Geld, einen Buff und meinen Ausweis aufbewahrte. So war die Masse ordentlich verteilt und ich konnte weiter laufen. Die Aufteilung sollte ich mir für den Brockenmarathon merken, da beabsichtige ich nämlich auch so leicht wie möglich zu laufen muss aber die Ausschreibung noch mal prüfen wie es mit der Pflichtausrüstung aussieht.

Wieder aus dem Wald ging es dann den selben Zuweg in Richtung Heimat, ätzend aber irgendwie musste ich ja heim kommen.

Mein persönlicher Alptraum – Feldwege

Auch heute, gute 4 Jahre nachdem ich die Strecke so das letzte Mal gelaufen bin finde ich den Zuweg mehr als ätzend. So viel steht fest. Ich bin einfach nicht der Feldwegläufer und das obwohl der größte Teil meiner Läufe irgendwie auf dem selben Untergrund stattfinden… der Weg über Pillig zur Burg hat es mir irgendwie angetan, im negativen Sinne.

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4 Gedanken zu „Burg Pyrmont – Door2Trail“

  1. Wunderbar geschrieben …
    Der Brockenmarathon hat keine Pflichtausrüstung, notfalls kannst Du nur mit Schuhen und kurzer Hose laufen … hat letztes Jahr tatsächlich jemand gemacht.
    Ich verzichte dort nie auf den Rucksack … dafür sind mir die Verpflegungsstationen zu weit auseinander … ich will mein Wasser, wenn ich es brauche.
    Wir sehen uns dann dort …

    1. Moin Rene,
      keine Pflichtausrüstung klingt doch gut :) Ganz ohne irgendwas werde ich aber auch nicht laufen, ich werde wohl dennoch mindestens knappe 1,5 Liter dabei haben denn ich trinke auch gerne dann wenn mir danach ist.

      Sprich mich auf jeden Fall an wenn du mich dort siehst :)

      Gruß
      Sascha

  2. Das mit den Trailschuhen zu Staub zerfallen kenne ich ;-)
    Nachdem wir umgezogen sind, gab es keinen ordentlichen Trail mehr in der Nähe, also immer das Auto nehmen und zum Trail fahren… Nervt! Das war die Zeit, in der ich extrem wenig gelaufebn bin. Weil: woanders, als auf dem Trail laufen, konnte ich ja quasi nicht!
    Jetzt habe ich seit diesem Jahr das Laufen „an sich“ für mich wiederentdeckt. Klingt komisch, ist aber so.
    Ich laufe einfach, weil ich es kann und mir ist es egal wo: Straße, Trail (oder auch Feldweg ;-) ).
    Ganz spannend: seitdem ich diesen Sprung „back to the roots“ wieder geschafft habe, habe ich interessanterweise wieder mehr Spaß am laufen. Fast wie früher, als ich anfing zu laufen.
    Dieser erste „Zauber“ geht uns doch fast allen verloren, nachdem wir einige Zeit Läufer geworden sind. Dann zählt auf einmal die Pace, das Equipment, wieviel Höhenmeter usw. Aber „das Laufen an sich“ rückt immer weiter in den Hintergrund.
    Eigentlich sollte es doch einfach nur ums laufen gehen?!
    Ich glaube, da mache ich mal einen Artikel draus ;-)
    Gruß
    Philipp

    1. Morgen Philipp,

      du hast Recht, im Grunde geht es um die Bewegung an und für sich. Ein guter Läufer kann überall laufen, auch wenn es sich hier im Blog anders liest verbringe ich den größten Teil meiner Läufe auf der Straße bzw. nervigen Wirtschaftswegen und nur quasi die Kür am Wochenende auf dem Trail. Und man glaubt es kaum, aber ab und an findet mich man auch Runden drehend im Stadion :)

      Gruß
      Sascha

      P.S. von der Sache mit der Pace bin ich zum Glück wieder weg, macht auch wenig Sinn auf dem Trail. Was mittlerweile zu einem guten Training im Gelände gehört sind eben Höhenmeter, die sind unerläßlich da sie auch auf den Wettkämpfen in recht großer Zahl auf mich warten.

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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