Dieser Beitrag wurde am 4. September 2019 veröffentlicht und zuletzt am 22. April 2022 von Sascha aktualisiert
Der Moselcross war mein erstes Bikepacking Abenteuer, eine fordernde und tolle Reise über die Trails und Landschaften der Mosel zwischen Trier und Koblenz.
Wenn jemand eine Reise tut so kann er was erzählen, drum schnapp ich mir mein Mountainbike und tät das Reisen wählen.
Frei nach dem deutschen Dichter Matthias Claudius leite ich also diesen Reisebericht ein. Meine Bikepacking Reise führte mich über die Höhenzüge des Moselhöhenweges, durch verträumte Moselörtchen und dunkle verlassene Wälder.
Daten zum Moselcross Bikepacking
- 4 Etappen
- 238 Kilometer geplant
- 5500 Höhenmeter
Bikepacking Moselcross – 4 Tage unterwegs
Durch einen glücklichen Zufall (ok…es war wohl der Algorithmus von Komoot) stieß ich auf den Moselcross. Dieser Moselcross führt in 4 Etappen von Trier nach Koblenz, immer an der Mosel entlang. Nicht am Ufer, sondern immer etwas oberhalb auf den Höhenlagen oder in den Weinbergen und folgt dabei dem Moselsteig, dem Moselhöhenweg und diversen anderen Traumpfaden und -Schleifen und Seitensprüngen. 4 Etappen mit insgesamt um die 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter. Ungefähr versteht sich. Zeit, Raum und Entfernungen haben ihre eigenen Gesetze auf dem Trail.
Relativ kurzfristig reichte ich also meinen Urlaub ein. Die Vorfreude auf mein kleines Bikepacking Abenteuer stieg mit jedem Tag. Ich packte unzählige Male meine Taschen am Rad und versuchte Dinge zu optimieren. Das Zelt flog raus, das Tarp wieder rein. Wie würde das Wetter werden? Brauche ich eine zweite Garnitur Radklamotten? Welche Sachen ziehe ich abends im Lager an? Alles keine wirklichen Fragen die man sich auf einer (noch so langen) Tagestour stellen muss. Letztendlich hatte ich dann mein Setup soweit, dass ich es wagen wollte damit loszufahren.
Etappe 1 – Moselcross von Trier bis Neumagen-Dhron
Ich stieg morgens zu einer recht humanen Uhrzeit also aufs Rad und rollte hinunter zum Bahnhof. Knappe 6 Kilometer durch den Wald und an der Mosel entlang bis zum Bahnhof in Kobern-Gondorf. Von dort aus wollte ich mit der Bahn nach Trier, dem Startpunkt der ersten Etappe fahren. Für die Bahn hatte ich mich entschieden, weil ich so hoffte vor dem eigentlichen Start noch etwas Ruhe zu bekommen und nicht mehr so viel am Rad rum packen zu müssen. Vollbeladen hätte ich mein Canyon Exceed nicht ins Auto bekommen. Die Bahn erschien mir hier die praktischere Lösung und mit der Variante hatte ich bisher auch immer gute Erfahrungen gemacht wenn ich Teile des Moselsteigs gelaufen war.
Die erste Etappe sollte knappe 60 Kilometer lang sein und in Trittenheim auf dem Campingplatz enden. Kurz vorher hatte mir Martina allerdings ein Plätzchen auf der Wiese ihrer Physiotherapiepraxis – MaKe you feel good angeboten. Das Angebot nahm ich dankend an und so wurden aus den geplanten 60 Kilometern eben 65 Kilometer.
Die ersten Kilometer führten mich durch Trier und den Trierer Hafen, beides nicht unbedingt das, worauf ich mich gefreut hatte. Nach schier endlosen 14 Kilometern stand ich dann plötzlich vor unzähligen Treppenstufen. Ab hier begann der Moselsteig dann so wirklich, auf einen Schlag mit Puls bis zum Anschlag. Bis dahin rollte ich nur locker an der Mosel entlang, das hohe Gewicht des Exceed inklusive Taschen war kein Problem. Das änderte sich schlagartig an der Treppe in Trier Ehrang. Zu den knapp 10 Kilogramm des Exceed, kamen noch 5 Kilogramm an Ausrüstung plus Taschen und mit Sicherheit noch 1-2 Kilogramm an Werkzeug, Ersatzschläuche, Riemen und Schnüre fürs Tarp etc. dazu. Mit dem 2,5 Litern an Wasser und den 2,5 Kilogramm an Verpflegung schleppte ich also gute 22 Kilogramm die Treppe hoch. Grob überschlagen. Ich hatte also erstmal ordentlich Puls und war froh als ich oben angekommen war.
Oben angekommen war dann dafür aber die Aussicht klasse. Wie jedesmal wenn man sich die Moselhänge hoch quält…kurz bevor man sie wieder runter „darf“. So ist das aber eben auf dem Moselsteig. Wie im Leben, ein ständiges Auf und Ab.
Mit dem Wetter hatte ich an dem Tag Glück, wie eigentlich an allen Tagen. Klar, es war warm…ok es war mit fast 30 Grad schon echt heiß. Grade in den Weinbergen ist es ja immer noch ein paar Grad wärmer. Der Wein wächst da ja nicht ohne Grund so gut. Da ich aber ja nicht auf der Flucht oder im Wettkampf war, gönnte ich mir immer dann eine Pause wenn ich der Meinung war eine zu brauchen.
So saß ich dann auch eine Weile in Leiwen am Tennisplatz und labte mich am kalten Wasser. Dort gab es fließendes, kaltes Wasser an einer Grillhütte. Herrlich und gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn dank der Hitze im Weinberg gingen meine Wasservorräte zur Neige. Neben der Flasche auf dem Oberrohr hatte ich noch eine weitere im Trinkrucksack, zusätzlich zur 2 Liter Trinkblase.
Am frühen Nachmittag kam ich, nach einem kleinen Abstecher beim örtlichen Supermarkt dann bei Martina in Dhron an. An dieser Stelle noch mal vielen, vielen Dank für den netten Empfang, die Dusche, den Kaffee und das gute Nachtbier.
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Weitere InformationenEtappe 2 – Moselcross von Neumagen-Dhron bis Bullay
Die Nacht unterm Tarp war angenehm. Es war zwar warm und ich musste meine Schlafsack lange offen lassen um nicht darin einzugehen (die Kribbelviecher hat es gefreut…), relativ gut geschlafen habe ich aber dennoch. Mit Unterbrechungen, denn ich schlafe draußen ein klein wenig schlechter als im heimischen Bett. Mein kurze Isomatte ist nicht ganz so komfortabel wie erhofft. Aber auch das gehört irgendwie dazu.
Immer eine frische Brise um die Nase zu haben und die ganze Nacht Sauerstoff tanken zu können, gleicht das aber recht gut aus.
Morgens wurde ich durch eine kurze Unterhaltung zweier Frösche geweckt, die nach ein paar Quakern aber auch schon wieder beendet war. So schlief ich vorerst wieder ein, bis eine Familie Enten am nahe gelegenen Bach vorbei schwammen.
Nach einem frischen Kaffee (Danke an die Praxisfee Ruth) unterhielt ich mich noch ein wenig mit Martina und packte dann langsam mein Lager zusammen. Ganz trocken waren meine Radklamotten zwar nicht, aber es sollte ausreichen um das ausgespülte Trikot wieder anzuziehen. Da ich nur eine Garnitur dabei hatte, musste ich die dann auch nach jeder Etappe unter der Dusche oder sonst wo auswaschen. Nicht ganz so lecker, aber im Wald würde mich ja keiner riechen müssen.
Als ich losfuhr, tröpfelte es ein wenig und ich hatte schon Hoffnung auf etwas Abkühlung am Tage. Weit gefehlt, denn nach wenigen Minuten lies der Regen nach und es wurde schwül warm.
Weit fuhr ich erstmal nicht, denn ohne Frühstück würde ich eh nicht weit kommen. Ich rollte also noch mal zum örtlichen Supermarkt und frühstückte in aller Ruhe. Ganz alleine war ich dabei nicht, eine radelnde Rentnertruppe aus den Niederlanden waren ebenfalls da.
Kaum aus Neumagen-Dhron raus, ging es auch schon wieder steil in den Anstieg auf den Moselsteig. Wie immer nach den Etappenorten, denn die enden ganz wanderfreundlich an der Mosel mit Anschluss an die Bahn.
Am Neumagener Hartsteinwerk musste ich an Josh und seine Dirt Roads beim Graveln denken, so ungefähr müssen die langen und staubigen Straßen dort drüben in den USA aussehen, jedenfalls stelle ich mir sie so vor. Schmutzig, staubig und rot.
An der Absprungrampe des Fallschirm- oder besser Gleitschirmfliegerclubs musste ich kurz anhalten und die Aussicht genießen. Da geht es verdammt steil hinunter und selbstverständlich stand auch ich an der Kante zum Abgrund. Da konnte ich nicht widerstehen.
Weiter ging es durch den Wald, immer wieder auch über technisch anspruchsvollere Trails, die wirklich schweren Passagen umfuhr der Track aber gekonnt. Klettersteige und zu verwinkelte Trails hätten mir so voll bepackt auch nur wenig Spaß gemacht, schätze ich.
Nach knapp 30 Kilometern gönnte ich mir eine Mittagspause, ich versuchte immer ungefähr nach der Hälfte der anvisierten Fahrtzeit meine „große“ Pause einzuschieben in der ich dann in Ruhe aß und mir ein paar Minuten Zeit nahm mich auszuruhen. Oberhalb von Bernkastel-Kues ging ein herrliches Lüftchen und sorge während der Pause für Abkühlung.
Mittlerweile war es echt warm geworden und ich verlor aus jeder Pore Flüssigkeit, ich kam nicht mehr hinterher ausreichend in mich hineinzuschütten.
Da ich an einigen Abschnitten mein Rad schieben musste, zog ich zwischendurch den Helm ab um mehr Luft abzubekommen. Diese zweite Etappe hatte es echt in sich. Mit 68 Kilometern und fast 1700 Höhenmetern formal die Königsetappe bei Komoot, hätte ich am Vortag nicht mehr Kilometer gemacht, wäre diese Etappe also noch länger geworden. So war ich dann auch inklusive Pausen an dem Tag fast 8 Stunden unterwegs, hatte allerdings auch 70 Minuten echten Pausen eingelegt. Es war einfach nötig. Die zum Teil sehr offenen Passagen taten ihr übriges, dort gab es kaum Schatten und nur mit etwas Glück fand man ein par Wolken. Das änderte allerdings leider nichts an den hohen Temperaturen.
Auf dem Campingplatz in Bullay kam ich dann auch entsprechend spät an, checkte ein, baute mein Tarp unter Beobachtung der meist älteren Camper auf und bereitete mein Essen zu.
Mein Abendessen bestand, wie auch an den anderen Tagen aus einer vegetarischen Fertigmahlzeit und Asianudeln. Ich gebe zu, es hätte besser sein können, aber es ging schnell, machte satt und naja…das war es auch schon.
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Weitere InformationenEtappe 3 – Moselcross von Bullay bis Hatzenport
Nach einer durchwachsenen Nacht auf einem recht lauten Campingplatz, frühstückte ich eine handvoll Nüsse und baute erneut mein Lager ab. Nach dem Checkout rollte ich wieder zum örtlichen Supermarkt und ging mir ein Frühstück kaufen. Laugengebäck, einen Kaffee aus dem Kühlregal, Datteln für unterwegs und einen Schokoriegel.
Als ich gerade losfahren wollte, fiel mir auf, dass ich meine Powerbank im Waschhaus auf dem Campingplatz vergessen hatte. Doofe Sache! Erstens musste ich wieder zurückfahren und zweitens war das Waschhaus mittels Zugangschip gesichert und ratet mal was ich natürlich abgegeben hatte.
Zum Glück ließ mich einer der Camper mit hinein und ich konnte meine Powerbank einsammeln. Ohne sie wäre mir spätestens am Ende der Etappe das Handy ausgegangen.
Um weiterfahren zu können, musste ich die Moselseite wechseln, denn hinter Alf ging es weiter. Auf die Bullayer Seite musste ich am Vorabend nur um auf den Campingplatz zu kommen. Den Weg hätte ich mir eigentlich sparen wollen, da ich aber in Alf (ja, heißt wirklich so) keine Einkaufsmöglichkeit gefunden hatte, fuhr ich eben doch nach Bullay. Ich nutzte aber nicht wie von Komoot angedacht die Fähre, sondern fuhr ein paar Hundert Meter weiter über die Brücke.
Selbstverständlich ging es gleich zu Etappenstart wieder stetig nach oben. Dort oben konnte man einen Blick auf die Burg Arras erhaschen, Burgen gibt es ja an Rhein und Mosel an jeder Ecke.
Auf Etappe 3 musste ich etwas früher als geplant meine Mittagspause einlegen. Cochem liegt hier ungefähr bei Kilometer 25 bzw. 30 wenn man etwas vergesslich ist wie ich. Da man hier vernünftig einkaufen kann und danach erstmal längere Zeit nichts kommt wo man direkt an der Strecke nachfüllen kann, machte ich also dort Pause.
Irgendwie etwas seltsam, nach drei Tagen größtenteils ohne Menschen um mich herum jetzt plötzlich in Mitten von Touristen und Schülern auf einer Mauer zu sitzen und Pause zu machen. Stinkend, verschwitzt und staubig wie ich war. Der vielleicht größte Kontrast meines Moselcross.
Als ich meine Pause beendet hatte, prüfte ich vor der Abfahrt wie immer kurz mein Rad und musste feststellen, dass mein Vorderreifen Luft verloren hatte. Tolle Wurst, nach zweieinhalb Tagen Moselsteig also der erste Platten. Auf einen Reifenwechsel und Flickarbeiten in der Fußgängerzone hatte ich aber absolut keine Lust und so pumpte ich den Reifen notdürftig auf und fuhr los. An einer geeigneten Stelle (also ohne Menschen) wollte ich dann wenn nötig mein Rad flicken. Ich entschied mich, noch mal ordentlich Luft auf den Reifen zu geben und das Ganze zu beobachten, zur Not hatte ich noch ein Pannenspray dabei. Alles in mir sträubte sich den Schlauch zu wechseln… Interessanterweise hielt der Reifen für den Rest des Moselcross die Luft. Ich schätze, dass die längere und holprige Abfahrt mit teilweise gesperrter Federgabel vor Cochem da irgendwie mit zu tun hatte.
Ab Cochem jedenfalls, da war ich gefühlt schon fast zu hause. Dort kenne ich den Moselsteig und die Trails recht gut. Da bin ich auch beim MoSUT unterwegs gewesen und Cochem selbst dient mir auf dem Rennrad oft als Wendepunkt.
Das Etappenziel der 3. Etappe nur wenige Kilometer von daheim entfernt und doch entschied ich mich auf dem Campingplatz zu übernachten. So schlug ich mein Lager also auf der Campinginsel Sonnenwerth bei Hatzenport auf.
Wie jeden Abend hieß es also wieder, Tarp raus, Heringe rein und fertig ist das Nachtlager. Die ausgewaschenen Radklamotten mussten dieses Mal auf dem Rad trocknen…ganz trocken waren sie morgens aber irgendwie nie. Es gibt definitiv angenehmeres als in noch leicht feuchte Klamotten zu steigen. Aber auch das gehört wohl einfach dazu.
An diesem Abend gab es neben meiner Fertigmahlzeit dann noch eine Pizza in der nahe gelegenen Pizzeria, denn meine Freundin kam mich quasi zum Abendessen besuchen. Ein klein wenig „Luxus“ bevor ich mich in meinem Schlafsack verkroch um die letzte Nacht unterm Tarp zu verbringen.
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Weitere InformationenEtappe 4 – Moselcross von Hatzenport bis Koblenz und Heim
Auf der letzten Etappe war ich dann so wirklich daheim, denn sie führte mich an „meiner“ Niederburg in Kobern vorbei, keine 5 Kilometer von der eigenen Dusche entfernt.
Die steinigen Trails an der Burg Thurant musste ich allerdings schieben, dort zu fahren übersteigt dann doch meine Fähigkeiten. Die Spaziergänger hätten sich außerdem bestimmt „gefreut“ wenn ich dort die engen Pfade runtergefahren wäre.
Als mich der Track dann aus dem Belltal gespuckt hatte, war die Sache mit den Trails im Grunde vorbei. Ab hier führte der Moselcross über breitere Radwege und Wirtschaftswege in den Weinbergen oberhalb von Winningen und durch Güls.
Die letzten Kilometer rollte ich locker durch Koblenz in Richtung Deutsches Eck. Ich schlängelte mich durch Touristen und Besucher bevor ich dann ganz kurz vorm Ziel meinen Moselcross beenden musste, das Deutsche Eck war auf Grund einer Veranstaltung gesperrt.
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Weitere InformationenDer Heimweg und Besuch beim Canyon Home
Nach einer kurzen Pause in Koblenz wollte ich das Ende des Moselcross bei einem Stück Kuchen und einem kalten Getränk feiern. Was bietet sich da in Koblenz als Canyonfahrer besser an als das Canyon Home? Richtig, nix.
Ich fuhr also einen Teil der Strecke zurück und rollte dort auf den Parkplatz in Richtung Cafeteria. Dort standen noch die letzten Guides des Canyon Road Rides und quatschten. Als ich mein Rad abstellte kamen sie auch recht flott und begutachteten mein Setup. In einem kleinen Gespräch erklärte ich ihnen wo ich herkam und wo ich die letzten Tage unterwegs war. Als „Belohnung“ gab es dann Kuchen und eine Limo aufs Haus. Vielen Dank dafür <3
Laufen und Radfahren – zwei Bewegungsarten, ein Ziel
Die Lauferei war und ist schon immer auch eine Reise oder auch einfach nur Art der Fortbewegung gewesen. Der Reiz den speziell das Ultralaufen für mich ausmacht, ist der dass man so schier unvorstellbare Distanzen aus eigener Kraft zurücklegen kann. Klingt etwas heroisch, zugegeben. Aber wenn man mal ehrlich ist, ist es heutzutage leider sehr ungewöhnlich auch nur 10 Kilometer ohne Auto zurückzulegen. Außergewöhnlich im wahrsten Wortsinne. Es macht einfach keiner mehr. Was zu Zeiten von Matthias Claudius wohl noch einfach zu Leben dazugehört hat, wird heute oft als Zeitverschwendung und als ineffektiv angesehen. Warum sollte man viel Zeit dafür aufwenden eine Strecke zu Fuß zu gehen, die man in deutlich kürzerer Zeit auch mit dem Auto fahren kann? Damals hatte mal oft keine Wahl, denn Autos gab es nicht, Kutschen konnte sich nicht jeder leisten und das Maultier oder gar Pferd war teuer im Unterhalt.
So war das Laufen also eine Möglichkeit für mich dem ganzen zu trotzen und meine Grenzen auszutesten. Wie weit würde ich laufen können? Was würde ich dabei erleben wenn ich die meisten Zeit mehr oder weniger alleine durch den Wald laufen würde? Eine Antwort darauf habe ich zwar noch nicht abschließend gefunden, aber heute weiß ich, dass ich in der Lage bin weite Strecken zu Fuß zurückzulegen.
Eine Art Steigerung (auch wenn es mir dabei nicht um den Höher, schneller und weiter Ansatz geht) ist schon seit einer ganzen Weile das Radfahren. Mit dem Rad konnte ich fast spielend meinen Aktionsradius erweitern und hatte dann auch bald das ersten Mal die 200 Kilometer aus eigener Kraft geknackt. Immer noch eine krasse Distanz wenn ich darüber nachdenke.
Bis dahin waren diese Touren aber mehr oder weniger einfache Tagestouren, sowohl zu Fuß beim KoBoLT auf dem Rheinsteig als auch auf dem Rad. Ich war nach der Tour immer daheim im eigenen Bett, auch wenn es oft länger dauerte.
Meine seit vielen Jahren erste Übernachtung im Wald war für mich ein Schritt in Richtung meiner Grenzen und der Moselcross sollte noch ein Stück weitergehen.