Dieser Beitrag wurde am 19. Februar 2019 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

Lange ist es her, dass ich etwas über eine meiner Laufrunden geschrieben habe. Mitte Dezember schrieb ich über die Winter5Trails in Koblenz und das war dann auch mein letztes „Laufevent“.

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Knapp 2 Monate später dann also mal wieder ein sportlicher Beitrag von mir.

Aktuell zwickt es an einigen Stellen meines Körpers und ich habe mehr Pausentage im Lauftagebuch als Läufe. Ganz neu ist ein Schmerz in der Hüfte der sich anfühlt als hätte ich sie mir irgendwo angeschlagen, hab ich aber nicht. Ich vermute, dass dieser Schmerz eine Folge meiner Probleme mit dem Piriformis ist, genau weiß ich das aber eben nicht. Der Termin beim Physio steht noch aus.
Der lange Lauf am Wochenende erschien mir als keine gute Idee und so beschloss ich einfach mal Wandern zu gehen.

Ich stiefelte also los, im Laufoutfit versteht sich. Wanderklamotten habe ich nämlich nicht…bisher bin ich immer nur dann gewandert, wenn ich es bei einem Ultra musste. Ok, nicht ganz richtig…ab und an war ich mit meiner besseren Hälfte wandern.

Tanz auf dem Vulkan

Mein Weg führte mich zu allererst in Richtung Karmelenberg, dieser alte Vulkan ist keine 5 Kilometer von mir entfernt. Ja, ich wohne in einem Vulkangebiet. Der nächste wirklich noch aktive Vulkan ist keine 40 Minuten entfernt und befindet sich unter dem Laacher See. Wie aktiv dieses Gebiet ist, durfte ich erst vor kurzem am eigenen Leib erfahren, als ich an zwei aufeinander folgenden Tagen morgens durch Erdbeben wach wurde. Beide Beben waren zwar recht schwach, aber spürbar.

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Der Karmelenberg ist ein bewaldeter Schlackekegel und auf seinem „Gipfel“ steht die Marienkapelle, ein beliebter Ort für Sonntagsspaziergänger und Wanderer.

Im Wald um diesen Kegel, bin ich recht häufig mit meinen Kindern. Wir spielen dort im schon fast abgetragenen Vulkankrater und bauen Hütten. Auch für mich ist es immer wieder ein komisches und spannendes Gefühl in einem Vulkankrater zu stehen. Dabei wird mir immer bewusst wie klein ich doch eigentlich bin. Die Vulkangruppe der der Karmelenberg angehört war vor rund 350.000 bis 300.000 Jahren aktiv. Damals gab es hier 10 Ausbruchzentren, kein angenehmer Ort also. Heute sind sie fast alle bereits abgetragen und zu Baumaterial verarbeitet. Viele Häuser hier in der Gegend sind aus Vulkangestein gebaut.

Weiter ging es vorbei am Quarzkieswerk mit seinen Schlammteichen. Diese Teiche sind eigentlich Absetzbecken und dienen als Abscheider für Schwebstoffe die bei Erdarbeiten und beim Bergbau auftreten. Seltsam jedenfalls, da diese Schlammteiche hier nicht als solche zu erkennen sind. Es handelt sich hierbei im Grunde um einen großem Matschhaufen der mit feuchtigkeitsliebenden Pflanzen bewachsen ist. Mir sind sie jedenfalls zum ersten Mal aufgefallen, bisher hatte ich die Schilder die vor ihnen warnen schlicht übersehen. Kaum nimmt man aber mal Tempo raus und wandert bewusst durch die Gegend, sieht man auch viel mehr von seiner Umgebung.

Dass wir hier in einem Vulkangebiet sind, ist wohl auch der Grund warum das AKW bei Mülheim-Kärlich nicht mehr in Betrieb ist. Man munkelt die Gründe für den einstigen Bau seien rein politischer Natur gewesen, in Betrieb war es nur ganze 30 Monate. Einen ROI hatten die Investoren wohl eher nicht, schätze ich.

Ab hier wird die Strecke dann leider etwas uninteressant, denn sie führt weiter über freie Flächen. Bei guten Wetter wie gestern, bekommt man so wenigsten etwas Sonne ab. Im Sommer wird man hier allerdings gebraten und bei Sauwetter steht man im Wind. Ich hatte also durchaus Glück.

Ab ins Keverbachtal

Hier wird es dann wieder schön und so wie man sich einen ordentlichen Trail Run oder wie in meinem Fall eine Wanderung vorstellt. Schmale Pfade, viel Wald und einen Wasserlauf. Da wir hier nicht weit vom nächsten Ort entfernt sind, tummeln sich hier auch oft viele Wanderer und Reiter. Hier wurde der Pfad ziemlich matschig, dort in das schmale Bachtal kommt nicht oft die Sonne und so wird es noch etwas dauern, bis es hier wieder trocken wird.

Raus aus dem Tal, auf zur Niederburg

Nach dem ich das Keverbachtal verlassen hatte, ging es erst einmal steil die Viehtrift bergauf um dann oben auf der Höhe entlang des Solarparks auf eine tolle Aussicht übers Moseltal zuzulaufen.

Die Niederburg in Kobern ist immer einen Besucht wert und liegt auf meiner Hausrunde. Hier bin ich im Grunde bei jedem Feierabendlauf mindestens einmal, denn dort ist mein Wendepunkt.

Das Bellbachtal

Der nächste Abschnitt führte mich in das Bellbachtal, dort sind einige alte Mineralquellen von denen aber nur noch ein paar alte Gemäuer übrig sind. Alles ziemlich einsturzgefährdet, dort sollte man besser nicht rein gehen. Die letzte Abfühlanlage wurde nach 105 Jahren 1975 außer Dienst gestellt. Auf dem Traumpfad Koberner Burgpfad sind heute noch 2 Sauerbrunnen zugänglich.

Nach mittlerweile fast 27 Kilometern hatte ich es beinahe geschafft, meine erste Wanderung von dieser Länge seit vielen Jahren. Meine letzte lange Wanderung heiß damals noch Leistungsmarsch und ich hatte deutlich mehr Gewicht auf dem Rücken.

Um auch wirklich die 30 Kilometer voll zu machen, lief ich noch einen Schlenker um den Ort. Ich hätte auf keinen Fall schon nach 289,x Kilometern vor der Haustüre stehen wollen.

Als ich daheim ankam wurde es so langsam auch dunkel und meine komplette Podcastplaylist war leer gehört…ein Hoch auf 1,5 fache Geschwindigkeit beim Hören.

Das Wandern ist des Läufers Frust!?

Definitiv nicht! Anfangs war es sehr ungewohnt nicht zu laufen obwohl ich in Laufklamotten auf meiner Laufrunde unterwegs war. Die ersten Kilometer lief ich sogar zum Teil, entschied mich dann aber schon an der Steingrube am Karmelenberg lieber ein wenig neue Weg zu erkunden und kein Tempo zu machen. Als ich diesen Gedanken klar formuliert hatte, fiel auch der Druck „schnell“ sein zu müssen weg. Als recht geübter Läufer ware ich natürlich immer noch schneller als alle anderen die nur wanderten oder spazierten. Läufer habe ich zum Glück keine getroffen, sonst hätte ich mich wohl an ihnen festgebissen.

Wer seine Laufstrecken wandert, dem eröffnen sich ganz andere Sichtweisen. Die Schlammteiche hatte ich bisher immer links (eigentlich ja rechts) liegen lassen und nicht beachtet. Auch die eine oder andere Aussicht konnte ich an dem Tag deutlich mehr genießen als sonst.

Wenn ich euch einen Tipp geben darf, dann dass ihr das unbedingt auch mal probieren solltet. Es lohnt sich, denn das Wandern ist auch des Läufers Lust.

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3 Gedanken zu „Das Wandern ist des Läufers Frust!?“

  1. Na dann erst mal gute Besserung! Mit der Perspektive/der anderen Wahrnehmungen beim Wandern bzw Spazieren kann ich Dir nur zustimmen. Gerade da hab ich schon die schönsten Pfade entdeckt…. Was ich aber gar nicht verstehen kann, das man seine 30 km voll machen „muss“… Bei mir waren es am Samstag 29,72km und ich fand es gut ☺. Kenne allerdings viele die ähnlich ticken wie du.

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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