Dieser Beitrag wurde am 2. September 2018 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert
Das Trail Team Nahetal veranstaltet den SoNUT jetzt schon im 5. Jahr und endlich habe ich es auch mal geschafft dort zu starten.
Der Soonwald liegt im Osten und Süden des Rhein-Hunsrück-Kreises. ist also ein Teil des benachbarten Hunsrück. Schaue ich von meinem Balkon über die Mosel, so sehe ich den Hunsrück vor mir liegen. Für meine Läufe zieht es mich auch immer mal wieder dort hin, zuletzt für den HuBUT. Der Soonwald ist also ein Mittelgebirgswald, dessen höchster Berg die Ellerspring mit 657,5 m ist.
Wie ich zum Start beim SoNUT kam
Ursprünglich war ja ein Start als Schlussläufer beim diesjährigen HuBUT geplant, an dem Wochenende ging dann allerdings ein 70. Geburtstag vor und so übernahm Antje meinen Job in Laubach. Glückwunsch an dieser Stelle an dich Antje, 1. Frau mit einer Zielzeit von 07:32 und einem 8. Gesamtrang beim SoNUT! Natürlich musste ein Ersatz für den langen Lauf her und mehr durch Zufall, fand ich einen Startplatz in einer Facebookgruppe. Da ich 2015 mit dem harten Kern des Kastellauner X-Sport Lauftreff schon mal auf dem Soonwaldsteig unterwegs war, wusste ich in etwas was auf mich zu kommen würde und musste auch nicht lange überlegen. Also schnell Kontakt aufgenommen, Geld überwiesen und „schwupps“ stand ich beim SoNUT auf der Startliste.
Anreise zum SoNUT nach Bad Sobernheim
Der Start des SoNUT liegt nur knapp 90 km von mir entfernt und so reiste ich am Morgen des Starts an. Da ich diverse Rituale vor einem Lauf habe, bedeutete das dennoch, dass ich noch vor 05:00 aufstehen musste um dann ab 6:15 meine Startnummer abholen zu können. Ganz so früh war ich allerdings doch nicht vor Ort. Irgendwo hört dann der Spaß ja auch auf.
Ich kam so gegen kurz vor 07:00 am Emanuel-Felke-Gymnasium in Bad Sobernheim an un tauschte meinen Haftungsausschluss gegen eine Startnummer, ein fairer Tausch.
Schon auf dem Parkplatz, der sehr gut ausgeschildert war, traf ich die ersten bekannten Gesichter. Darunter auch 2/3 der Raketengang, die ich beim RunCloud50 kennen lernen und als meine Gäste begrüßen durfte.
Die Ultrawelt ist eben sehr klein.
Ich packte also meine restlichen Sachen in mein Adventure Pack und haderte etwas mit der Temperatur. Laut Thermometer im Auto, hatten wir grade mal 7° Celsius. Ja der Sommer ist eindeutig vorbei!
Ich entschied mich, zumindest für die Wartezeit und Fahrt mit dem Zug zum Start in Kirn, sowohl ein langes Merino Oberteil als auch meine Windjacke anzuziehen um nicht frieren zu müssen. Vorsichtshalber hatte ich drei paar Schuhe mitgenommen (ja wie son Mädchen) um noch kurz vor dem Start entscheiden zu können wonach mir grade war. Auch meine Stöcke hatte ich dabei, wie immer wenn ich mich nicht ausreichend vorbereitet fühle und auf lange Distanzen gehe.
Schon vor dem Start traf ich dann allerdings gleich zwei Entscheidungen mit denen ich mich den ganzen SoNUT über rumärgern sollte. Ich ließ die Stöcke im Auto und zog die, für den Lauf falschen Schuhe an. Während die im Auto gelassenen Stöcke nur ein Komfortproblem waren, war die falsche Schuhwahl etwas, was mich viel Zeit kostete unterwegs.
Empfang beim Bürgermeister in Kirn
Wie sehr der SoNUT scheinbar in der Region angekommen ist, zeigt auch, dass es sich der Bürgermeister von Kirn, Martin Kilian nicht nehmen lies und Läufer in seinem Sitzungssaal Kaffee und Gebäck anzubieten und ein par Worte an uns zu richten.
So verbrachten wir die Wartezeit zwischen Ankunft in Kirn, dem Rennbriefing und dem Start dort im Warmen mit Kaffee und Rosinenbrötchen. Mir passte das gut in den Kram, denn mein Frühstück war schon fast 3 Stunden her und auch nicht sonderlich reichhaltig. Ob drei Rosinenbrötchen jetzt so schrecklich reichhaltig sind, sei mal dahin gestellt.
Nach dem recht ausführlichen Briefing ging es dann zum Start des SoNUT. Im Briefing wurden wir für die Markierungen sensibilisiert, vor allem darauf, dass sie unterwegs wechseln sollte. Die ersten Kilometer liefen wir auf dem original Soonwaldsteig mit seiner erstklassigen Markierung. Dann folgten Flatterbandmarkierungen, dann die der Vitaltour Willigisweg und zum Schluss wieder Flatterband. Klingt verwirrend? War es dank den großzügigen Hinweisen auf die Änderungen aber absolut überhaupt nicht.
Der Start des SoNUT
Relativ pünktlich, nämlich nur 8 Minuten zu spät ging es dann auch schon los. Nach gut 3 Kilometern hatten wir dann auch die Zivilisation und den Startort Kirn und Nachbarort Kallenfels durchquert. Entgegen meiner Annahme, war der SoNUT nicht als Gruppenlauf gedacht sondern bot lediglich zwei unterschiedliche Startgruppen an. Zu dieser Erkenntnis kam ich allerdings erst recht spät, nämlich als die EMail mit den letzten Informationen in meinem Postfach landete. Die Erwähnung der Siegerehrung hätte mich allerdings schon vorher stutzig werden lassen sollen. Spielte aber im Grunde dann eh keine Rolle für mich und so suchte ich mein passendes Tempo.
Die ersten 20 Kilometer des SoNUT
Natürlich war mein Tempo am Anfang viel zu hoch und so standen nach 10 Kilometern und +428/-360 Höhenmetern grade mal 70 Minuten auf der Uhr. Nach dem ersten Verpflegungspunkt bei Kilometer 12 versuchte ich mich also etwas einzubremsen.
Der Verpflegungspunkt bei Kilometer 12 war ein VP light, dort in Rudolfshaus gab es nur das Nötigste. Ich füllte meine Flasche auf und entleerte das erste Mal meine Schuhe.
Zu Beginn war ich in einer mehr oder weniger großen Gruppe unterwegs. Es waren immer wieder die selben Leute vor und hinter mir, so dass ich mir im die Streckenmarkierung keine Gedanken machte und einfach der Herde folgte. Das war aber leider nicht sonderlich schlau, denn auf den ersten 15 Kilometern verpassten wir gleich zweimal Abzweigungen. Einer dieser Verlaufer brachte uns dann auch gleich knapp einen Kilometer ein und so beschloss ich noch vor VP 2 die Gruppe zu verlassen. Ich lies mich also etwas zurückfallen und lief alleine weiter.
Bei Kilometer 16 nutzte ich dann die Chance und machte in paar Fotos von der rekonstruierten Keltensiedlung „Altburg“
Diese Kelten, Treverer um genau zu sein, waren Vorfahren der heutigen Hunsrücker. Um sich für germanischen Überfallen jenseits des Rhein zu schützen, bauten diese Treverer sogenannte Fliehburgen und Höhensiedlungen. Die Altburg ist eine davon und wurde im Jahr 170 v. Chr. gegründet, hielt aber nur 120 Jahre bevor sie aufgegeben wurde.
Die zweiten 20 Kilometer des SoNUT
Der zweite Verpflegungspunkt wartete bei Kilometer 22 mit dem vollem Programm auf uns. Hier hieß es alle Speicher auffüllen, den ab hier mussten wir eine 16 Kilometer lange Durststrecke überstehen Dort kurz vor dem Ausichtturm Teufelsfels begann der wahrlich spaßige Teil des SoNUT. Ab hier wurde es erstmal steinig und verblockt.
An laufen war in diesem Abschnitt nicht zu denken, zumindest größtenteils nicht. Man muss förmlich durch ein Geröllfeld mit Brocken die größer sind als ein Fußball und dazwischen kaum Platz für die eigenen Füße bieten. Wer hier nicht aufpasst, riskiert sich alle Knochen zu brechen. Klingt dramatisch, ich weiß. Stolpern wollte ich hier auf keinen Fall.
Fluchend suchte ich mir also einen Weg durch das Trümmerfeld, aber um ehrlich zu sein mag ich solche Abschnitte ja total. Hier hat man als verwöhnter Mensch der Moderne die Chance sich gegen die Natur zu beweisen. Diese Brocken die einem dort den Weg versperren und die es gilt zu bezwingen, liegen dort wohl schon seit Anbeginn der Zeit. Verdammt anstrengend aber auch verdammt genial solche Abschnitte. Das so ein Hammer dann bei Kilometer 30 kommt, zeigt wie anspruchsvoll der SoNUT ist. Für den entsprechenden Kilometer habe ich dann auch gute 20 Minuten gebraucht.
In diesem Abschnitt muss ich mir dann auch meine Füße ruiniert haben. Ich weiß nicht wie oft ich insgesamt an dem Tag meine Schuhe ausleeren musste. Immer und immer wieder hatte ich Dreck und Steine darin, so dass ich gefühlt alle 5 Kilometer anhalten musste. Zudem sind die Altra King MT wohl einfach zu dünn und ungedämpft für den harten und mit vielen spitzen Steinen übersäten Soonwaldsteig. So viel Spaß mir die Schuhe auch auf kürzeren Strecken machen, so falsch war es sie an dem Tag anzuziehen. Die 0 Millimeter Sprengung taten ihr übriges und forderten meine Muskulatur enorm. Ich hatte mich noch vor dem Start gegen meine Mudclaws entschieden, mehr so aus einem Impuls als mit Köpfchen. So im Nachhinein, muss ich leider sagen, dass mich meine falsche Schuhwahl dann wohl die Sub 9 Stunden gekostet hat. Schade.
Nach dem Verpflegungspunkt bei Kiometer 38 ging es auf einem langen Forstweg erst einmal gute 2 Kilometer leicht bergab.
„Hier kannst du erstmal rollen lassen!“ hörte ich am Verpflegungspunkt. Hier unterhielt sich die gut gelaunte und zum Teil wohl etwas verkaterte Crew über Tattoos und präsentierte dann auch prompt ihre neusten Errungenschaften. Die Geschichte dazu hatte etwas vom Film Hangover, sympatisch!
Die letzten 20 Kilometer des SoNUT
Ab Kilometer 40-41 wechselte mal wieder die Markierung und ich musste ab hier für eine Weile den Schilder der Vitaltour Willigisweg folgen. Zum Glück wurde ich ganz dezent darauf hingewiesen.
Auf den letzten 20 Kilometern wurde es dann auch so langsam echt zäh für mich. Die ausgeschriebenen 2100 Höhenmeter, waren wie versprochen auch echte 2100 Höhenmeter und so machte sich meine Muskulatur auch irgendwann bemerkbar.
Die Markierungen der Vitaltour waren nicht ganz so gut wie die des Soonwaldsteiges. Das mag auch daran liegen, dass das dunkle Violett im Wald nicht so schön schimmert wie das helle Gelb / Rot. Auch die Häufigkeit der Markierungen lies etwas ab. Ich hatte unterwegs ein paar Mal das Gefühl falsch zu sein und immer kurz bevor ich umdrehen wollte dann doch eine Markierung gefunden. Orientierung und Schilder lesen gehört eben auch dazu, wenn man Ultratrails laufen möchte.
Auf dem letzten Abschnitt wurden die Begegnungen mit anderen Läufern dann auch immer weniger. Ich hatte immer wieder einen oder zwei Läufer im Nacken, konnte mich aber durchaus erfolgreich dagegen wehren überholt zu werden und sogar selbst noch ein paar einkassieren. Klar, es geht da hinten im Feld um nichts, das heißt ja aber nicht, dass ich mich gerne überholen lasse. Der eine oder andere hat es dann aber doch geschafft, allerdings waren dass dann welche aus der schnelleren Startgruppe.
Am Verpflegungspunk bei Kilometer 50 tankte ich dann noch mal auf und machte mich auf die letzten 12 Kilometer. Ich folgte ab hier wieder dem Flatterband in Richtung Ziel. Kurz nach Verpflegungspunkt ging es dann über eine Kreisstraße direkt wieder in den Wald und ein paar Stufen nach oben. Ich folgte den Schildern und sah plötzlich einen weiteren Verpflegungspunkt…ich was also falsch abgebogen und von hinten an den
VP bei Kilometer 50 ran gelaufen. Damit hatte ich mich zum dritten Mal verlaufen, dieses Mal war ich aber selbst Schuld.
Ich schnappe mir also noch mal eine Hand voll Gummitiere und passierte den Verpflegungspunkt also zum zweiten Mal.
Ab hier ging es dann gute 8 Kilometer durch den Wald, zum Teil auf recht alten und ungepflegten Wanderwegen. Abseits der Sonntagswanderrouten liegt jede Menge Geäst herum. Ein paar der Markierungen waren von den Bäumen gerissen, so dass ich kurz überlegte ob ich sie liegen lassen oder wieder befestigen sollte. Ich entschied mich fürs Befestigen.
Ziel“sprint“ zum Stadtfest in Bad Sobernheim
Bei Kilometer 59 führte mich die Strecke dann ein letztes Mal aus dem Wald. Entlang des Golf Club Maasberg geht es in Richtung Bad Sobernheim. Das Ziel des SoNUT ist auf dem Marktplatz. Auf diesem Marktplatz fand auch das Innenstadtfest, Publikum war also beim Zieleinlauf garantiert.
Ich überquerte die Ziellinie des SoNUT nach 9 Stunden und 2 Minuten als 31. von 91 Finishern und bekam meine Medaille.
Der SoNUT des Trail Team Nahetal
Meine Empfehlung hat er jedenfalls. Der SoNUT ist einer der anspruchsvolleren Mittelgebirgsultras und kann einem mit seinen 63 km und 2100 Höhenmeter in zum Teil verblockten und technisch anspruchsvollen Gelände echt das Leben schwer machen.
Die Organisation lief reibungslos ab und die Streckenmarkierungen waren vorbildlich. Die Verpflegungspunkte gut bestückt und mit netten und gut gelaunten Menschen besetzt.
Vielen Dank an das Trail Team Nahetal und die Unterstützer an der Strecke!